Das neue Artenschutzprojekt „Seltener Wasserdrache in Gütersloh – Schutzprojekt für den Kammmolch“ hat die Biologische Station im Frühjahr 2017 ins Leben gerufen.
Im Altkreis Wiedenbrück wird das Projekt gefördert durch die Stiftung der Kreissparkasse Wiedenbrück.
Im Norden des Kreises Gütersloh handelt es sich um ein Gemeinschaftsprojekt der Biologischen Station mit dem
Naturschutzbund
Kreisverband Gütersloh e. V.
Der Kammmolch (Triturus cristatus) ist die größte heimische Molchart. Die Männchen haben eine Körperlänge bis zu 15 cm, die Weibchen sogar bis zu 18 cm. An Land sind die scheuen Tiere meist nachtaktiv, so dass die großen Molche weniger bekannt sind als ihre Salamanderverwandten, die Feuersalamander.
Doch weniger beeindruckend ist ihr Äußeres deshalb nicht: Die Männchen legen sich zur Fortpflanzungszeit einen hohen gezackten Rückenkamm, an den Flanken silbrige Punkte und am Schwanz breite silbrige Streifen zu. Aufgrund dieser auffälligen Wassertracht wird er gemeinhin auch als „Wasserdrachen“ bezeichnet.
Lebensraum
Der Kammmolch ist nicht eng an einen speziellen Biotoptyp angepasst und in diversen Gewässern der verschiedensten Naturräume zu finden. Er bewohnt die offene Landschaft ebenso, wie größere geschlossene Waldgebiete.
Einen Großteil des Jahres verbringt der Kammmolch im Wasser – ganz im Gegensatz zu anderen Molcharten, wie der Teich- oder Bergmolch. In milden Wintern wandert der Kammmolch bereits im Februar zu seinem Laichgewässer und verlässt dieses erst ab August (bis spätestens Oktober). Er benötigt größere, tiefere Gewässer mit einem strukturiertem Grund und einer reich verkrauteten Unterwasser- und Ufervergetation.
Als Winterquartier sucht der Wasserdrache verschiedenartige Verstecke auf, wie Holz- oder Steinhaufen, Wurzelbereiche von Bäumen, Kleinsäugerbaue, Komposthaufen, Teichdämme oder auch Keller.
Optimalerweise befinden sich diese in unmittelbarer Nähe des Laichgewässers in Laub- und Mischwäldern, Gebüschen, Hecken und Gärten. Bis zu 1000 Meter werden auf der Wanderung zurückgelegt. Manche Tiere überwintern auch im Bodenschlamm der Teiche.
Nahrung
Erwachsene Kammmolche ernähren sich räuberisch. Regenwürmer, Nacktschnecken, Froschlaich, Kaulquappen, Egel, Insekten und deren Larven werden in einem Stück heruntergeschlungen.
Zum Nahrungsspektrum des Kammmolches gehören auch kleinere Schwanzlurche, wie der Teichmolch oder der Bergmolch.
Die Molchlarven sind ebenfalls Räuber und fressen planktische Kleinkrebse (u.a. Wasserflöhe) und Insektenlarven.
Unterscheidungsmerkmale von Kammmolch, Bergmolch und Teichmolch! (-> Link zu neuer Seite mit Unterscheidungsmerkmalen)
Fortpflanzung
Die Balz und Paarung des kleinen Wasserdrachens finden von Mitte April bis Ende Mai statt. Das Weibchen legt daraufhin 200 bis 400 Eier an den Unterwasserpflanzen ab. Diese lassen sich aufgrund ihrer gelblichen Färbung und ihres großen Durchmessers gut von anderen Molcheiern unterscheiden.
Die Entwicklungsdauer im Ei hängt stark von der Wassertemperatur ab – bei 10 °C sind es 30 Tage, während es bei 25 °C nur 5 Tage sein können. Die Entwicklung der Larven dauert 91 Tage, wobei die Molche dabei 54 verschiedene Stadien durchlaufen.
Ab August verlassen die jungen Molche das Gewässer, um ihre Landlebensräume über Winter aufzusuchen.
Gefährdung
Eine Vielzahl an Amphibien – so auch der Kammmolch – werden auf ihrer Wanderung vom Winterquartier zum Laichgewässer Opfer des Straßenverkehrs. Zudem führt die Trockenlegung von Kleingewässern zum Verlust von geeigneten Laichgewässern. Auch die zunehmende Intensivierung der Landnutzung mit dem höheren Eintrag von Düngemitteln und Schadstoffen macht dem Kammmolch zu schaffen. Die Umwandlung von Grünland in Ackerflächen sowie die allgemeine Intensivierung der Grünlandnutzung im Umfeld der Laichgewässer stellt eine starke Habitatverschlechterung dar.
Der kleine Wasserdrache ist nach der FFH-Richtlinie (Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie) im Anhang II und IV geschützt. Im Bundesnaturschutzgesetzt wird der Kammmolch als „streng geschützt“ geführt. Der Kammmolch ist in Nordrhein-Westfalen die seltenste heimische Molchart und gilt hier als „gefährdet“.
Verbreitung
Der Verbreitungsschwerpunkt liegt im Tiefland, im Bergland in Lagen über 400 Metern kommt der Kammmolch nicht vor. Im Kreis Gütersloh, insbesondere im Altkreis Wiedenbrück sind ein paar wenige Vorkommen des seltenen Kammmolches bekannt.
Für den Fortbestand des Kammmolches ist die gezielte Umsetzung von Schutzmaßnahmen von großer Bedeutung.
Das Schutzprojekt für den Kammmolch
Mit dem neuen Artenschutzprojekt für den Kammmolch führt die Biologische Station praktische Maßnahmen für die Verbesserung des Lebensraumes der Amphibien durch. Als Grundlage für die gezielte Umsetzung der Maßnahmen kontrollieren wir Gewässer auf das Vorkommen des kleinen Wasserdrachens.