Ja Wer fliegt denn da? – Kohlweißlinge an der Spitze

Kohlweißling Foto: Kathy Büscher, NABU Rinteln

Kohlweißling. Foto: Kathy Büscher, NABU Rinteln

Düsseldorf – Bereits zum siebten Mal in Folge hatte der NABU NRW vom 15. Juni bis zum 15. Juli zur landesweiten Schmetterlings-Zählaktion aufgerufen. Im Fokus des vom Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz NRW (MULNV) geförderten Projekts „Mehr Platz für Falter – Jetzt wird´s bunt!“ standen 12 Tag- und sechs Nachtfalterarten. Bei überwiegend gutem Wetter und reger Teilnahme wurden mehr als 29.000 Falter beobachtet und gemeldet und somit beinahe dreimal so viele Schmetterlinge wie im Jahr 2021 (9.850). Wie bereits in den Vorjahren wurden auch 2022 Vertreter aus der Gruppe der Kohlweißlinge am häufigsten gemeldet. Überraschend flatterte ein tagaktiver Nachtfalter in die vorderen Ränge: das Taubenschwänzchen.

Taubenschwänzchen an Skabiose. Foto: Melanie Barzen
Taubenschwänzchen an Skabiose. Foto: Melanie Barzen

Die Ergebnisse im Einzelnen: Den ersten Platz belegen mit 6.300 Meldungen die Kohlweißlinge, gefolgt vom Tagpfauenauge mit rund 5.000 Beobachtungen. Auf Platz drei und vier landeten Kleiner Fuchs (3.100) und Großes Ochsenauge (1.900). Den fünften Rang teilen sich Admiral und Zitronenfalter, die jeweils 1100-mal gesichtet wurden. Mit rund 800 Meldungen belegt die Gruppe der Bläulinge Platz sechs, dicht gefolgt vom Taubenschwänzchen (700). Die Dickkopffalter sowie der C-Falter (jeweils 600) sowie der Schornsteinfeger (400) schafften es ebenfalls in die ersten zehn Ränge. Das Landkärtchen wurde rund 200 beobachtet. Unter den weiteren gemeldeten Arten waren auch einige andere tagaktive Nachtfalter, so das Sechsfleck-Widderchen und Weißer Schwarzaderspanner (jeweils 100), die Gammaeule (70), der Ockergelber Blattspanner (50) und der Ampferspanner (30).

„Offenbar ist 2022 ein gutes Schmetterlingsjahr“ erläuterte Karl-Heinz Jelinek, Schmetterlingsexperte des NABU NRW die Ergebnisse. „Neben den Kohlweißlingen, waren insbesondere Tagpfauenaugen und Kleine Füchse in diesem Jahr zeitweise in einigen Regionen außerordentlich häufig.“ So habe sich das Tagpfauenauge vermutlich von der Dürre im Spätsommer 2018 wieder erholt. „Auffällig sind aber auch die niedrigen Zahlen des Schornsteinfegers“, so Jelinek weiter. Betrachte man die Verbreitung dieser Art in Europa, fällt auf, dass es eine südliche Verbreitungsgrenze im nördlichen Mittelmeergebiet gibt. Große Sommerhitze und Trockenheit im Sommer könne dieser noch in den 1990er Jahren in einigen Regionen häufigste Tagfalter offensichtlich nicht vertragen.

Anders hingegen wirke sich das zunehmend warme Wetter im Winter auf das ursprünglich aus dem Mittelmeerraum stammende Taubenschwänzchen aus. Normalerweise wanderten diese Nachtfalter aus dem warmen Süden ein, so dass der Nachwuchs erst im Juli und August zu beobachten sei. „Doch in diesem Jahr konnten bereits im Juni zahlreiche Taubenschwänzchen beobachtet werden“, berichtete Jelinek. Diese Exemplare seien der Nachwuchs der hier mittlerweile überwinternden Falter.

„Auch das während der Zählaktion anhaltende schöne Wetter hat zu den guten Beobachtungszahlen geführt“, so Christian Chwallek, stellvertretender Vorsitzender des NABU NRW. Dennoch dürfe man sich nicht darüber täuschen lassen, dass immer mehr Schmetterlinge auf der Roten Liste der gefährdeten Arten stünden. „Die seit Jahrzehnten beobachteten Rückgänge bei der Artenvielfalt und Menge an Insekten betreffen eben auch unsere Schmetterlinge.“

Ziel der Zählaktion ist es einerseits auf Schmetterlinge aufmerksam zu machen und die Mitmenschen für die heimische Artenvielfalt zu sensibilisieren. Andererseits sollen möglichst viele Menschen motiviert werden, ihre Gärten und Balkone falterfreundlich zu gestalten. Denn in naturnahen Gärten mit den richtigen Pflanzen und Strukturen finden zahlreiche Schmetterlingsarten nicht nur Nahrung, sondern auch einen Lebensraum. Tipps und Anregungen für eine schmetterlingsfreundliche Gartengestaltung hat der NABU für alle Interessierten auf der Projekt-Internetseite unter www.platzfuerfalter.de zusammengestellt.

Die Meldungen der Schmetterlingszählaktion gingen über den NABU NRW und über die Onlineplattform des Kooperationspartners naturgucker.de ein. Wer in diesem Sommer weiterhin Schmetterlinge melden möchte, kann dies gerne über folgenden Link tun: http://www.naturgucker.de/

Gefördert wird das Projekt vom Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz NRW. Drei Partnerinstitutionen – NABU-Stiftung Naturerbe NRW, NAJU NRW und Naturgarten e.V. – unterstützen das Projekt, ebenso wie das Portal Naturgucker.de.