Ein kleines Paradies für Schmetterlinge…

NABU-Vorsitzende Margret Lohmann (links) und Projektkoordinatorin Dorothea Leyrer (rechts) übergeben Gartenbesitzerin
Lydia Krull (Mitte) die NABU-Plakette „Schmetterlingsfreundlicher Garten“. Fotocollage: M. Vogt/L. Krull

Von Martina Vogt

Rietberg (Kreis Gütersloh): Es ist noch gar nicht so lange her, seit der NABU auch private Gärten für ihre schmetterlingsfreundliche Bepflanzung erstmals augezeichnet hat – das war 2020. Gärten können einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt von Schmetterlingen leisten. Einen besonders gelungenen Garten zeichnete der NABU Kreisverband Gütersloh im Frühling dieses Jahres aus.

Podcast „Ein kleines Paradies für Schmetterlinge“

Am 28. April empfing Gartenbesitzerin Lydia Krull die NABU-Vorsitzende Margret Lohmann und die Projektkoordinatorin vom NABU NRW, Dorothea Leyrer, um den beiden die Schätze, die sich in ihrem Garten in Rietberg verbergen, zu zeigen. Was zunächst aussah wie eine kleine, überschaubare Wiese entpuppte sich später zu einer großflächigen insektenfreundlichen Gartenlandschaft. „Man sieht, dass ich nichts wegnehme an Pflanzen. Wenn sich etwas selbst aussät, lasse ich es stehen und wild wachsen. Im meinem Garten darf es gern unordentlich sein“, erzählt uns Lydia.

Genau an dieser Unordnung erfreuen sich viele Insektenarten, darunter vor allem die Schmetterlinge. Die stolze Hobbygärtnerin hat extra Pflanzen für Zweiflügler, Wildbienen und Hummeln gesät, außerdem eine Kräuterspirale angelegt, die mit Salbei, Zitronenmelisse, Oregano, Spitzwegerich, Lavendel, Echter Strandkamille, Rosmarin, Johanniskraut, Pfefferminze und vielen weiteren Kräutern bestückt ist und es gibt einen sogenannten Schmetterlings-Hotspot hinter dem Haus der Familie Krull.

„An dem Hotspot, einem groß gewachsenen Sommerflieder, finden sich zur Blütezeit im Sommer viele Schmetterlingsarten, zum Beispiel Tagpfauenauge, C-Falter, Bläulinge hab ich dort gesehen, das Waldbrettspiel, den Perlmuttfalter und den Aurorafalter.“

Schmetterlings-Fotos: Lydia Krull

In den vergangenen Jahren sind die Bestände unserer heimischen Schmetterlinge drastisch gesunken, bedingt durch den Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft und dem Verlust von Lebensräumen. Ein schmetterlingsfreundlich angelegter Garten kann jedoch einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt von Schmetterlingen leisten.

„Ob Schrebergarten, Vorgarten oder Gartenfläche hinter dem Haus – Privatgärten haben eine wichtige Bedeutung für die Natur“, erklärt Christian Chwallek, stellvertretender NABU-Landesvorsitzender. „Zusammengezählt machen sie nicht nur eine beachtliche Fläche aus, sie sind auch wichtige Trittsteine für Schmetterlinge und andere Insekten. Somit ist es von großer Bedeutung, wie diese Flächen gestaltet werden“, so Chwallek weiter. Immer mehr Flächen werden versiegelt oder sind als häufig gemähte Rasenflächen für Schmetterlinge völlig unbedeutsam. Diesem Trend können naturnahe gestaltete und artenreiche Privatgärten ein Stück weit entgegenwirken.

Der hinter dem Haus liegende Totholzhaufen wird von einigen Tagpfauenaugen zum Sonnen zweckentfremdet. Auch der Hopfen ist im Sommer übervoll mit Tagpfauenaugen, Perlmutt- und C-Faltern. Auch Lydias Obstbäume wie die Wilde Pflaume, auch Wilder Wein, Efeu und Johannisbeer-Sträucher stellen einen geeigneten Lebenraum für viele Zweiflügler dar.

Die Hobby-Gärtnerin setzt auf naturnahes Gärtnern. Auf dem Grundstück der Krulls finden sich einige Insektenhotels für Hummeln (Erdhummeln) und Bienen. „Die Freude am Imkern entstand vor 15 Jahren; über die Landesgartenschau bin ich darauf gekommen. Man konnte Pate werden und ich wurde zu Beginn meiner Imkerei unterstützt. Natürlich ging es nicht ohne Imkerkurse. Seitdem bin ich dabei – mit Feuer und Flamme“, so Lydia. Ganze sieben Bienenvölker beherbergt die 43-Jährige in den Bienenkästen auf ihrem Grundstück. Circa 20 bis 40 Kilogramm Honig produziert ein Bienenvolk jährlich.

Was macht einen Garten schmetterlingsfreundlich?

Heimische Wildpflanzen
Mit einer Auswahl heimischer Wildpflanzen im Garten sorgen Sie für Raupenfutterpflanzen und nektarliefernde Blüten: Wilder Majoran, Taubenskabiose oder Blutweiderich sind nur wenige der zahlreichen Beispiele für heimische Wildblumen, die den Faltern in der Kräuterspirale, dem Staudenbeet oder am Gartenteich reichlich Nahrung liefern. Während die Falter meist unterschiedliche Pflanzen zur Nektaraufnahme nutzen können, sind die Raupen in Bezug auf Ihre Futterpflanze wählerischer: Häufig sind es nur wenige Pflanzenarten, die für sie in Frage kommen. Wer aber bei der Auswahl von Bäumen, Hecken und Sträuchern auf heimische Pflanzen wie Salweide, Schlehe oder Brombeere setzt, kann damit einer Reihe von Schmetterlingen Raupenfutter und Nektar anbieten.

Giftfrei und ohne Torf
Im Schmetterlingsgarten wird gänzlich auf den Einsatz von Gift verzichtet, sowohl Herbizide als auch Insektizide sind tödlich für Schmetterlinge. Auch auf torffreie Erde sollte beim Kauf von neuer Erde geachtet werden. Durch den Einsatz von Torf in Blumenerde werden Moore weltweit immer weiter abgebaut, was sich neagtiv auf das Klima und die hier vorkommenden Arten auswirkt.

Wilde Ecken sind wertvoll
Lassen Sie an ungenutzten Stellen wachsen und blühen, was sich von allein ansiedelt! Pflanzen wie der Natternkopf, verschiedene Kleesorten, Gräser und Disteln sind wertvolle Raupenfutterpflanzen und Nektarquellen für die Falter. Oft haben Schmetterlinge in unseren aufgeräumten Gärten nicht mehr die nötige Ruhe für Ihre Entwicklungsphasen: Abgeblühte Pflanzenteile werden schnell geschnitten, Gräser werden immer kurz gehalten – auf diese Weise stören wir mitunter verpuppte Falter, die ein paar Wochen Zeit zur Entwicklung benötigen. In einer wilden Ecke hingegen hat der Schmetterling ausreichend Zeit für seine Entwicklung.

Liebstöckl, Gelbe Taubnessel, Brennnessel und Gundermann.

Ganzjähriges Blütenangebot
Ein ganzjähriges Blütenangebot, vom Frühjahr bis in den Herbst, ist für Schmetterlinge sehr wichtig. Frühe Falter wie der Zitronenfalter oder das Tagpfauenauge brauchen dringend frühblühende Arten wie die Salweide. Sie ist die erste Bienenweide und darf zur Blütezeit nicht beschnitten werden. Aber auch späte Nektarquellen im Herbst sollten im Garten nicht fehlen. Für Wanderfalter sind Spätblüher wie Efeu oft die letzte Nahrungsquelle vor dem Flug in den Süden. Wer auf eine artenreiche Pflanzenvielfalt in seinem Garten achtet, schützt Schmetterlinge also in hohem Maß.

Überwinterungsplätze
Wer den Garten im Herbst nicht zu sehr aufräumt, bietet Schmetterlingen die Chance hier zu überwintern: Das Herbstlaub kann ruhig über den Winter liegen bleiben und abgeblühte Stauden, Sträucher und Hecken sollten erst im Frühjahr geschnitten werden. Je nach Art überwintern Schmetterlinge als Ei, Raupe, Puppe oder Larve im Boden, im Laub, in Baumhöhlen oder, wie etwa der Zitronenfalter, auch im Freien sitzend an einem Blatt. Wer also Mut zur Unordnung im Garten zeigt, tut Schmetterlingen und anderen Tieren damit einen großen Gefallen.

Lichtfallen für Insekten vermeiden
Auch in der Dunkelheit sind Schmetterlinge unterwegs. Gemeinsam mit Milliarden anderer nachtaktiver Insekten fallen viele Nachtfalter der Anziehungskraft künstlichen Lichts an Gebäuden zum Opfer. Durch die künstlichen Lichtquellen verlieren sie ihre Orientierung, umkreisen das Licht und sterben letztendlich an Erschöpfung oder verbrennen an den Birnen. Auf Gartenbeleuchtung sollte daher gänzlich verzichtet werden beziehungsweise sollte sie nur bei Bedarf an Gehwegen aktiviert werden.

Ginster – Schmetterlingsfreundlicher Garten.

© Fotos: Martina Vogt














Weitere Infos und welche Kriterien für die Auszeichnung „Schmetterlingsfreundlicher Garten“ bestehen, findet ihr weiter unten verlinkt:

Schmetterlinge im Garten

Bewerbung um die Auszeichnung

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