So sehen Sieger aus: Wiedehopf ist Vogel des Jahres 2022!

Der Wiedehopf ist der Vogel des Jahres 2022.

Der Wiedehopf hat den Sieg zum Vogel des Jahres 2022 eingeheimst. Foto: NABU/CEWE/Paul Gläser

Update: Fast 143.000 Menschen haben bei öffentlicher Wahl abgestimmt.
Der Sieger bei der Wahl zum Vogel des Jahres steht fest: Der Wiedehopf hat mit 45.523 Stimmen und 31,9 Prozent die meisten Stimmen erhalten. Damit ist er nach dem Rotkehlchen der zweite Jahresvogel, der öffentlich gewählt werden konnte.

Podcast: So klingen Sieger! Der Wiedehopf – Vogel des Jahres 2022


18. November 2021 –  Die Wahlkabinen sind geschlossen und die zweite öffentliche Wahl zum Vogel des Jahres ist offiziell beendet.
Klarer Gewinner bei der Wahl zum Vogel des Jahres 2022: der Wiedehopf.
Insgesamt wurden 142.798 Stimmen abgegeben.

Mit seinem orangeroten Gefieder und seiner markanten Federhaube ist der Wiedehopf einer der auffälligsten heimischen Vögel – und vielleicht auch wegen seiner spektakulären Erscheinung gewählt worden. Viele Wähler:innen konnten sich bestimmt auch mit seinem Wahlslogan: „Gift ist keine Lösung“ identifizieren.

Wärmeliebender Zugvogel
Die wenigsten aber, die den Wiedehopf zum Jahresvogel gewählt haben, haben ihn selbst in der Natur gesehen. Denn er kommt nur in einigen Regionen Deutschlands vor, wie zum Beispiel dem Kaiserstuhl in Baden-Württemberg, in Rheinhessen oder den Bergbaufolge-Landschaften der Lausitz in Brandenburg und Sachsen. Dort ist das Klima für den wärmeliebenden Vogel geeignet.

Verbreitung
Das Areal des Wiedehopfes reicht von Südwest-Europa und Nordwest-Afrika nach Osten über Vorderasien, Arabien, Sri Lanka bis Sumatra, im Norden bis in das Baltikum und ostwärts bis zum Baikalsee. Abgesehen von vereinzelten Überwinterern beziehen die Zugvögel südlich der Sahara beziehungsweise in Indien ihre Winterquartiere.

Bestand
Die nur im Nordwesten und Norden fehlende Nominatform weist in Europa einen Gesamtbestand von mindestens 1.300.000 Brutpaaren auf, mit deutlichem Schwerpunkt in den mediterranen Ländern (vor allem Spanien, Portugal, Türkei) und auch in Russland. Der Wiedehopf kommt in fast allen Ländern Mitteleuropas vor, der Bestand ist hier jedoch auf wenige Tausend Vögel zurückgegangen.

Der seltene Zugvogel galt in Deutschland lange Zeit als ausgestorben. Auch heute noch gilt die Population des Wiedehopfes hierzulande als stark gefährdet. Es fehlen Lebensräume und die Zahl der Brutpaare ist niedrig – zurzeit sind es 800 bis 950. Doch das Verbreitungsgebiet dieses wärmeliebenden Vogels wächst, was ein klares Anzeichen des Klimawandels ist. Trotzdem gilt der Wiedehopf nach wie vor als gefährdet.

Du stinkst wie ein Wiedehopf“
Der wissenschaftliche Gattungsname „Upupa“ ist eine Nachahmung des Klangs seines dreisilbigen „upupup“-Balzrufes. Viele Menschen dürften den neuen Jahresvogel aus der „Vogelhochzeit“ von Hoffmann von Fallersleben kennen. In dem Kinderlied bringt der Wiedehopf „der Braut den Blumentopf“. Mancher kennt vielleicht auch die Redewendung „Du stinkst wie ein Wiedehopf“. Sie kommt daher, weil Weibchen und Jungvögel mit einem stark riechenden Sekret Feinde vom Nest vertreiben.

Lebensraum und Nahrung
Der Wiedehopf bevorzugt als Bruthabitat offene Landschaften warmtrockener Klimate mit kurzer, schütterer Pflanzendecke zur Bodenjagd. Geeignete Bruthöhlen stellen zum Beispiel ältere, ausgefaulte Bäume dar. Der Wiedehopf lebt von größeren Insekten und ihren Larven. Er frisst gerne Käfer, Grillen, Heuschrecken und Schmetterlingsraupen. Es darf auch mal eine Spinne oder sogar eine kleine Eidechse sein.

Fortpflanzung
Der zur Familie der Rackenvögel gehörende Vogel sucht sich als Neststand Ganz- oder Halbhöhlen aller Art, etwa in Astlöchern, Felshöhlen, unter Dächern oder in Erdlöchern. Meist Anfang Mai legt er dort in der Regel fünf bis acht (lang-)ovale hell-blaugraue bis grünlich graue Eier. Nach etwa 15-tägiger Bebrütung durch das Weibchen schlüpfen die Jungen, die anschließend noch etwa acht Tage lang gehudert werden und nach bis zu 30 Tagen das Nest verlassen. Anschließend werden die Jungvögel noch einige Tage mit Futter versorgt. Zweitbruten können bis Anfang Juli erfolgen.

Gefährdung
Neben klimatischen Faktoren wie feuchtkühler Witterung macht dem Wiedehopf vor allem die Intensivierung der Landwirtschaft mit ihren unterschiedlichen Folgen zu schaffen. Hoher Pestizideinsatz und der Verlust von extensiv genutzten Wiesen und Weiden, die in Ackerland umgewandelt werden, zählen zu den wesentlichen Gefährdungsfaktoren. Geeignete Bruthöhlen gehen durch das Entfernen von nicht mehr ertragsreichen Obstbäumen oder von Feldgehölzen regelmäßig verloren, außerdem durch Sanierungsmaßnahmen älterer Gebäude (wie Scheunen oder Ställe) und Gemäuer.

Forderungen zum Schutz
Zum Schutz des Wiedehopfes sind verbliebene Streuostbestände sowie Feldgehölze mit Bruthöhlen langfristig zu erhalten. Nisthilfen werden an geeigneten Orten gern angenommen und haben lokale Vorkommen bereits sehr positiv beeinflussen können.

Im Zuge einer Extensivierung der Landwirtschaft sind reich strukturierte Wiesengebiete und Brachflächen zu fördern und zu erhalten. Der Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden sollte in Brutgebieten des Wiedehopfes deutlich eingeschränkt werden, um ein ausreichendes Nahrungsangebot für ihn sicherzustellen.

Welche Vögel landeten auf den Plätzen zwei bis fünf?
Auf Platz zwei landete die Mehlschwalbe mit 34.773 Stimmen (24,4 Prozent). Auf Platz drei flatterte der Bluthänfling mit 28.442 Stimmen (19,9 Prozent) vor dem Feldsperling mit 23.259 Stimmen (16,3 Prozent). Der letzte Platz ging an den Steinschmätzer mit 10.801 Stimmen (7,6 Prozent).

Endergebnis zum Vogel des Jahres. - Foto: NABU

Endergebnis zum Vogel des Jahres. – Foto: NABU

Der „Vogel des Jahres“ wurde in Deutschland erstmals im Jahr 1971 gekürt. Seit 2021 wird er durch eine öffentliche Wahl bestimmt: Im Frühjahr gewann das Rotkehlchen die erste öffentliche Wahl – es bleibt noch bis Jahresende im Amt. Ab 2022 übernimmt dann der Wiedehopf den Titel Vogel des Jahres.

Für den Jahresvogel sind 2022 ins Rennen gegangen:
Bluthänfling, Feldsperling, Mehlschwalbe, Steinschmätzer und Wiedehopf.

Fotos: NABU / Mathias Schäf, Frank Derer.

Jeder der fünf Kandidaten steht für ein Naturschutzthema, das unsere Aufmerksamkeit braucht. So sind mit Mehlschwalbe, Steinschmätzer und Wiedehopf gleich drei Zugvogelarten auf der Wahlliste.
Zugvögel leiden besonders stark unter dem Klimawandel, da sie auf intakte Verhältnisse an mehreren Orten der Welt angewiesen sind. Feldsperling und Bluthänfling haben ebenfalls mit akuter Wohnungsnot zu kämpfen und brauchen sowohl im Siedlungsbereich als auch auf Ackerflächen mehr Rückzugsorte.