Wählt den Vogel des Jahres 2024!

Bildautoren: Kiebitz: Hans Clausen/LBV; Rauchschwalbe: M. Schäf; Rebhuhn: Willi Rolfes; Steinkauz: M. Schäf; Wespenbussard: Marcus Bosch.

Was haben Kiebitz, Rebhuhn, Rauchschwalbe, Steinkauz und Wespenbussard gemeinsam? Alle fünf haben die Chance, Vogel des Jahres 2024 zu werden. Am 1. September starten NABU und sein bayerischer Partner LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) zum vierten Mal die öffentliche Wahl – alle können mitmachen und entscheiden, wer der nächste Jahresvogel werden soll.

„Auch in diesem Jahr stehen wieder fünf Vogel-Kandidaten zur Wahl. Sowohl die Vogelarten als auch die dazugehörigen Naturschutzthemen benötigen dringend unsere Aufmerksamkeit“, erklärt NABU NRW-Vorsitzende Dr. Heide Naderer den Prozess der Vogelwahl und die Hintergründe. „Im Vorjahr haben fast 135.000 Menschen bundesweit teilgenommen und dem Braunkehlchen zur Krone verholfen. Wir hoffen auch in diesem Jahr wieder auf eine rege Beteiligung, damit die heimische Vogelwelt und deren zum Teil schwierige Situation bekannter wird. Alle Vogelkandidaten stünden auch in Nordrhein-Westfalen auf der Roten Liste der Brutvögel. Kiebitz, Rebhuhn und Wespenbussard sind in NRW stark gefährdet, bei Steinkauz und Rauchschwalbe sehe es nur wenig besser aus. Beide werden als gefährdet eingestuft.

Der Kiebitz (Vanellus vanellus) wird wegen seiner spektakulären Balzflüge „Gaukler der Lüfte“ genannt. Leider verliert er massiv an Lebensraum. Denn als Wiesenbrüter braucht er feuchte Wiesen und Weiden, Moore und Sümpfe. Da immer mehr Feuchtgebiete trockengelegt, in Äcker umgewandelt oder intensiv bewirtschaftet werden, findet der Frühlingsbote kaum noch Platz zum Brüten. Durch die Klimakrise wird es zudem immer trockener. Der Kiebitz gilt heute als stark gefährdet. „Wasser marsch!“ fordert er.

Kiebitz. Foto: NABU, Hans Clausen, LBV.

Wahlforderung des Kiebitz: Wasser marsch!

„Für meinen Nachwuchs mache ich alles: Waghalsige Flugmanöver und Verwirrspiele führen hungrige Fressfeinde in die Irre. Doch vor unserem größten Problem kann ich sie nicht bewahren: Wir verlieren unseren Lebensraum und sind stark gefährdet. Ich brauche den kurzen Bewuchs feuchter Wiesen und Weiden, Moore und Sümpfe. Hier versorge ich zwischen kurzen Halmen meine Kleinen. 

Leider werden immer mehr Feuchtgebiete trockengelegt, in Äcker umgewandelt und intensiv bewirtschaftet. Durch die Klimakrise wird es außerdem immer trockener. Dabei speichern feuchte Naturwiesen als natürliche Klimaschützer viel Kohlenstoff. Sie zu erhalten oder (durch Renaturierung) wiederherzustellen, hilft uns allen.“

Wählt mich, wenn ihr für feucht-fröhliche Natur seid!


Leergeräumte Felder, öde Rapsflächen und Maisfelder – wo bleibt da die Vielfalt? Das Rebhuhn (Perdix perdix) ist Bodenbrüter und braucht buschige Feldraine und Blühstreifen. In der ausgeräumten Agrarlandschaft findet es keine Deckung. Wegen des vielen Düngers und der Ackergifte macht sich auch die Nahrung für das Rebhuhn – Insekten – rar. Es fordert darum: „Mehr Vielfalt auf dem Acker!“

Rebhuhn. Foto: NABU, Willi Rolfes.

Wahlforderung des Rebhuhn: Mehr Vielfalt auf dem Acker!

„Wohin mein Auge reicht: leergeräumte Felder, öde Rapsflächen und gespritzte Maisäcker. Wo bleibt die Vielfalt? Wo ist die Fülle an Kulturpflanzen, wilden Sträuchern und Blumen mit nahrhaften Insekten? Als bodenständiger Typ hebe ich nicht ab. Bei Gefahr ducke ich mich und verschmelze als Tarnungskünstler mit den Bodenfarben. Ohne buschige Feldraine und Blühstreifen bin ich aber schutzlos. 

Zwar bin ich Weltmeister im Eierlegen, doch das häufige Mähen und Entfernen von Wildwuchs am Feldrand zerstören meine Deckung oder gar mein Nest. Außerdem finde ich wegen zu viel Dünger und Ackergiften kaum mehr etwas zum Fressen. Früher waren wir zahlreich, heute stehe ich einsam auf weiter Flur.“

Wählt mich, wenn ihr für mehr Natur in der Landwirtschaft seid!


Die Rauchschwalbe (Hirundo rustica) gilt als Glücksbotin – ihr selbst ist das Schicksal weniger gewogen. Früher fand sie in Ställen und Scheunen kleiner Bauernhöfe genug Nistmöglichkeiten. Heute sind die Stallungen großer Viehbetriebe häufig verschlossen, Schwalbennester werden bei Sanierungen entfernt und an modernen glatten Innenwänden bleiben sie nicht haften. Auf versiegelten Flächen fehlt der Rauchschwalbe zudem der Baustoff: Lehmpfützen. Sie wünscht sich darum „Matsch statt Asphalt!“.

Rauchschwalbe. Foto: NABU, M. Schäf.

Wahlforderung der Rauchschwalbe: Matsch statt Asphalt!

„Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, heißt es. Und mehrere? Genau das ist mein Problem: Wir werden immer weniger! Früher fand ich auf kleinen Höfen ein Zuhause. Als Glücksbringer bot man mir Einlass. In Viehställen und Scheunen baute ich ein Lehmnest. 

Heute prägen verschlossene Viehbetriebe und zubetonierte Feldwege meinen Lebensraum. Bei der Gebäudesanierung werden meine Nester entfernt und an modernen, glatten Innenwänden bleiben sie nicht haften. Ohnehin mangelt es an Baustoff: Auf den versiegelten Flächen fehlen mir die Lehmpfützen.“ 

Stimmt für mich, wenn ihr Gebäudebrüter willkommen heißt und gegen asphaltierte Landschaften seid!


An Wohnraum mangelt es auch dem Steinkauz (Athene noctua). Er braucht alte Bäume mit Höhlen im Offenland. Die gibt es vor allem auf Streuobstwiesen, die ohne Maschinen und Pestizide gepflegt werden. Hier gibt es auch genug Insekten und kleine Wirbeltiere als Nahrung. Doch leider gibt es immer weniger Streuobstwiesen und damit auch immer weniger Steinkäuze. Darum tritt er zur Wahl an mit „Mehr Wohnraum im Baum!“.

Steinkauz. Foto: NABU, M. Schäf.

Wahlforderung des Steinkauz: Mehr Wohnraum im Baum!

„Liegt es an meinen gelben Koboldaugen oder an meinen schaurigen Nachtrufen? Zu Unrecht verfolgte man mich früher als Todesbote. Heute gefährdet mich der Verlust meiner Brutplätze. Vor allem alte Bäume bieten mir eine Unterkunft. Hier schlüpfen meine Kleinen in Höhlen und tollen im dichten Geäst herum. 

Daher brauche ich Streuobstwiesen. Auf den ohne Maschinen gepflegten, pestizidfreien Wiesen dürfen Bäume alt werden. Es wimmelt an Insektennahrung. Doch dieses artenreiche Dorado fällt Plantagen und Bebauungen zum Opfer.“

Ihr wollt den Erhalt von Streuobstwiesen unterstützen? Dann greift beim Einkauf nach Streuobstprodukten – und gebt mir eure Stimme!


Der Wespenbussard (Pernis apivorus) ist im Deutschen nach seiner Leibspeise benannt: Wespen. Um nicht gestochen zu werden, wenn er Wespennester aufscharrt, ist sein Gefieder besonders dicht und seine Füße sind mit Hornplättchen geschützt. Durch den Insektenschwund und durch den Rückgang von Würmern und Amphibien, die ebenfalls auf seinem Speiseplan stehen, hat es der Wespenbussard schwer. In Deutschland steht er auf der Vorwarnliste der Roten Liste. „Für Insekten, gegen Gift!“ ist sein Wahlslogan.

Wespenbussard. Foto: NABU, Marcus Bosch.

Wahlforderung des Wespenbussard: Für Insekten, gegen Gift!

„Bzzzzz … ich verstehe gar nicht, was ihr gegen Wespen habt – die sind doch absolut lecker! Nur gut, dass ich so ein dichtes Gefieder habe und Hornplättchen an den Füßen: Die schützen mich vor Stichen, wenn ich Wespennester ausgrabe. Doch auch ich leide am Insektensterben. Mir gehen die Wespen und andere Nahrungstiere wie Würmer und Amphibien aus. 

Schuld ist das viele Insektengift und der Verlust von insektenreichen Nahrungsflächen. Also, wenn ihr mal das Bedürfnis verspürt, Wespen und andere Sechsbeiner zu beseitigen: Denkt an mich. Mein Leben hängt von ihnen ab. Darum kämpfe ich für den Insektenschutz! Was ihr tun könnt? Kauft mehr Bio-Lebensmittel – damit tut ihr etwas für den Insektenschutz!“

Wählt mich, wenn ihr für eine summende Natur seid!


Am 1. September um 9 Uhr wird das virtuelle Wahllokal unter www.vogeldesjahres.de freigeschaltet. Bis zum 5. Oktober, 11 Uhr, kann abgestimmt werden. Noch am selben Tag wird der Sieger bekanntgegeben. Der „Vogel des Jahres“ wurde in Deutschland erstmals im Jahr 1971 gekürt. Seit 2021 wird er durch eine öffentliche Wahl bestimmt.