Stunde der Gartenvögel 2023. Foto: NABUpublicgarden, Feldsperling Christoph Bosch, iStockphoto, ayurara
Ergebnisse der NABU-Zählaktion im Überblick:
Welche Vogelarten wurden in diesem Jahr bei der „Stunde der Gartenvögel“ häufiger in Gärten und Parks beobachtet und welche weniger? Hier sind die Zahlen!
26. Mai 2023 – Wir haben ein Endergebnis bei der „Stunde der Gartenvögel“. Und sagen ganz herzlich „Danke!“ an 59.000 Vogelbeobachter:innen, die uns gemeldet haben, wie viele Meisen, Schwalben, Sperlinge, Tauben, Finken und viele andere Vogelarten sie in diesem Jahr gesichtet haben.
Auch 2023 wurden uns wieder viele faszinierende Beobachtungen gemeldet, konnten spannende Trends entdeckt werden. Ohne die vielen Beobachter:innen, die bei der großen Zählaktion regelmäßig teilnehmen, wüssten wir viel weniger über die Entwicklung unserer Vogelwelt.
Insektenjäger im Beobachtungs-Sinkflug
Nachdem alle Einsendungen geprüft und ausgewertet wurden, bleibt klar: Mauersegler und Mehlschwalbe sind abgestürzt. „Wir sehen jetzt sehr deutlich, dass der starke Abwärtstrend bei den gebäudebrütenden Insektenfressern ungebremst weitergeht“, so NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller zu den gemeldeten Zahlen. Der Mauersegler wurde in diesem Jahr 37 Prozent seltener gemeldet, auch die Mehlschwalbe wurde mit einem Minus von 26 Prozent weniger häufig gesichtet.
Das deutliche Minus dürfte auch ein Stück weit mit den Witterungsbedingungen am Zählwochenende zusammenhängen – Wind und Regen sind keine optimalen Bedingungen für die fliegenden Insektenjäger. Außerdem kehrten vor allem die Mauersegler voriges Jahr deutlich später zurück und wurden am Zählwochenende häufig bei Balzflügen beobachtet. In diesem Jahr war dies Mitte Mai schon größtenteils abgeschlossen und die Tiere mit der Brut beschäftigt.
Dennoch: „Diese Arten brauchen dringend Hilfe, zum Beispiel in Form von Brutmöglichkeiten durch vogelfreundliche Sanierung von Gebäuden“, fordert Miller deswegen. Es herrsche große Wohnungsnot bei diesen Arten. Wer ein Haus besitzt, könnte beispielsweise entsprechende Nistmöglichkeiten anbieten – der NABU zeichnet solche Gebäude auch als „schwalbenfreundliche Häuser“ aus.
1,3 Millionen Vögel gemeldet
Wie schon im Verlauf des Zählwochenendes zu erkennen war, waren die Sichtungen von Finken und Meisen positiver – durch das vergangene Mastjahr der Bäume und den milden Winter dürften diese Arten gut durch den Winter gekommen sein. Der mehrjährige Trend sieht allerdings weiterhin nicht gut aus für bestimmte Arten wie zum Beispiel den Grünfink.
Anders sieht es hingegen bei Ringel– und Türkentaube aus, deren mehrjähriger Trend nach oben zeigt: Vor allem die Türkentaube könnte in unseren Breitengeraden vom Klimawandel profitieren, milde Winter kommen ihr zugute.
Gesichtet wurden in diesem Jahr rund 1,3 Millionen Vögel in über 40.000 Gärten.
27. April 2023 – Der Frühling ist endlich da – und mit ihm zahlreiche Vögel, die wir jetzt wieder beobachten und hören können. Passend dazu ruft der NABU wieder gemeinsam mit dem Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) und der Naturschutzjugend NAJU zur „Stunde der Gartenvögel“ vom 12. bis zum 14. Mai auf.
Je mehr Menschen mitmachen, desto besser können unsere Expert*innen den Zustand der Vogelpopulationen in unseren Siedlungen einschätzen. Denn die Beobachtungen helfen dabei, Entwicklungen bei den Beständen über die Jahre hinweg zu verfolgen und wissenschaftlich auszuwerten.
Wie wirkt sich die Klimakrise auf die Vögel im Garten aus?
„Wir wollen diesmal auch auf Veränderungen in der Vogelwelt durch die Klimakrise schauen“, sagt NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Beispielsweise könnte die Türkentaube eine Gewinnerin des milderen Winterwetters sein, die Sichtungen nehmen seit Jahren leicht zu. „Eventuell erzeugt eine stärkere Bindung an Siedlungen und damit häufigere Zählung bisher noch die leicht positive Tendenz, trotz des allgemein eher rückläufigen Bestands“, so Miller.
Wo steckt der Feldsperling?
Eine andere Art bereitet Ornithologen allerdings Sorgen: Der Feldsperling steht auf der Vorwarnliste der Roten Liste und wurde zuletzt auch bei der „Stunde der Gartenvögel“ immer weniger gezählt. Er steht in Konkurrenz zum kräftigeren Haussperling, ist daher häufiger im ländlichen Siedlungsraum anzutreffen. „Dort ist er durch die intensive Landnutzung bedroht, weil er kaum noch Samen und Insekten sowie Nistplätze findet“, schildert Miller.
Die NABU-Experten hoffen auf aufschlussreiche Beobachtungen, auch über Türkentauben und Feldsperlinge hinaus. Im vergangenen Jahr beteiligten sich 67.000 Menschen, die mehr als 1,5 Millionen Vögel meldeten. Gemeinsam mit der Schwesteraktion „Stunde der Wintervögel“ handelt es sich damit um Deutschlands größte wissenschaftliche Mitmach-Aktion.
Übrigens, nicht nur für die Fachwelt ist die Aktion wertvoll. Auch Teilnehmende profitieren vom Mitmachen. Denn Studien zeigen, unterstreicht Miller, „wer Vögel beobachtet, beeinflusst sein psychisches Wohlbefinden positiv und lebt gesünder.“ Darüber hinaus lerne man viel über Vögel und die Natur vor der eigenen Haustür. Wer sich schon einmal in Stimmung bringen will, sollte unseren neuen Vogelpodcast „Reingezwitschert“ hören.
Jetzt reinhören!
Reingezwitschert – der NABU-Vogelpodcast
„Reingezwitschert“ ist der NABU-Vogelpodcast für alle, die auf Vögel fliegen. Mit vielen Tipps für Vogelfans, Fun Facts über die Vogelwelt und reichlich Gezwitscher für Haus, Balkon und Garten. Mehr →
Wie mache ich mit bei der Vogelzählung?
Von einem ruhigen Plätzchen im Garten, Park, auf dem Balkon oder vom Zimmerfenster aus wird von jeder Vogelart die höchste Anzahl notiert, die im Laufe einer Stunde gleichzeitig beobachtet werden konnte.
Auch wer wenig über Vögel weiß, kann an der Aktion teilnehmen. Die Zählhilfe erleichtert das Erkennen der Vögel. Außerdem bieten wir eine kostenlose App, die „NABU-Vogelwelt“, welche beim Identifizieren hilft.