Rotfuchswelpen. Foto: NABU/CEWE/Werner Schmäing
Ein Beitrag vom NABU-Vorstandsmitglied Stefanie Klappenbach-Riewenherm und Martina Vogt
Kreisverband Gütersloh: Sobald die ersten wärmenden und intensiveren Sonnenstrahlen im Frühjahr den Waldboden berühren und es trockener wird, beginnt die Zeit der Jungenaufzucht in der Natur. Jedes Jahr aufs Neue werden viele Jungtiere von Menschen in der Natur gefunden, und viele sind unsicher. Wie verhält man sich richtig, wenn man ein Jungtier ohne Eltern findet?
Zunächst ein Hinweis: Während der Brut- und Setzzeit, also der Zeit, in der die freilebenden Tiere ihre Jungen aufziehen, sollten freilaufende Hunde absolut tabu sein. Für Spaziergänger und Wanderer gilt: nicht die Wege verlassen. Trotzdem kann es sein, dass man Jungtiere findet. Sollten es Säugetiere sein, darf man sie nicht anfassen, da der menschliche Geruch die Elterntiere von einer weiteren Pflege abhalten würde.
In der Regel sind die Jungtiere, zum Beispiel Kitze, nicht wirklich allein. Häufig sind die Elterntiere in unmittelbarer Nähe, gehen aber nur zu ihren Jungtieren, um sie zu säugen. Da die Jungtiere noch keinen Eigengeruch entwickelt haben, sind sie vor Raubtieren gut geschützt. Solche Tiere dürfen auf keinen Fall berührt, sondern müssen in Ruhe gelassen werden. Wer unsicher ist, ob das Tier verwaist ist, sollte in den nächsten 24 Stunden mehrfach vorbeischauen. Gibt es ein Elterntier, wird das Jungtier den Liegeplatz wechseln. Gibt es kein Elterntier, wird es umherirren und vermutlich klagen. Nur in diesem Fall ist menschliche Hilfe notwendig. Dann sollte der zuständige Jäger informiert werden (Kontaktdaten hat unter anderem die Polizei) oder ein Tierarzt.
Andere Jungtiere zum Beispiel Eichhörnchen können per Hand aufgezogen werden. Hier hilft der Tierarzt oder auch das Tierheim mit Anleitungen und Hilfestellungen. Wildtiere aufzuziehen ist nicht einfach, es ist zeitaufwändig und sollte nur unter fachkundiger Anleitung erfolgen.
Immer wieder werden auch Jungvögel gefunden, die vermeintlich aus dem Nest gefallen sind. Man kann hier unterscheiden zwischen unbefiederten Nestlingen, die noch nicht alleine lebensfähig sind und Ästlingen. Da Vögel einen schlechten Geruchssinn haben, kann man Nestlinge ruhigen Gewissens in die Hand nehmen und ins Nest zurücksetzen.
Sie werden trotzdem von den Elterntieren oder auch von Adoptiveltern weiter versorgt. Ästlinge hingegen haben ein schon fast vollständiges Federkleid und machen eine Entwicklungsstufe durch, in der sie zwar noch von den Eltern versorgt werden, aber schon die Umwelt erkunden. Diese Ästlinge brauchen keine Hilfe durch den Menschen, außer sie sitzen an gefährdeten Stellen (zum Beispiel an einer Straße). Dann sollte man sie ortsnah an eine ungefährdete Stelle umsetzen.
Auch bei Vögeln gilt: Die Handaufzucht ist zeitaufwendig und sollte nur unter fachkundiger Anleitung erfolgen. Bei Greifvögeln und Eulen kann man sich an den Tierpark Olderdissen in Bielefeld wenden, die als Greifvogelaufzuchtstation mit ausgebildeten Falknern zur Verfügung stehen.
Zusammengefasst lässt sich sagen: Die meisten Jungtiere sollten in der Natur belassen werden, auch wenn sie vermeintlich verlassen sind. Jungtiere werden zu ihrer eigenen Sicherheit nicht rund um die Uhr von ihren Eltern betreut.
Für weitere Fragen könnt ihr gern unsere Experten beim NABU in Gütersloh kontaktieren.
Euer Team vom NABU Kreisverband Gütersloh