Mit einer Drohne erfolgreich auf Kitz-Suche

Kitz-Retter:innen im Kreis Gütersloh. Foto-Collage: Martina Vogt

Ein Beitrag von Martina Vogt

Kreis Gütersloh/Steinhagen – So farbenprächtig und duftintensiv wie der Mai ist wohl kein anderer Monat im Jahr. Genau dann zeigt sich die aufblühende Natur von ihrer schönsten Seite. Auch ab Mai beginnen die Bauern ihre Wiesenflächen zu mähen, in denen sich nicht selten Kleintiere und Kitze gut versteckt halten. Vielen Wildtieren wird das jedoch zum Verhängnis, ihnen droht der Mähtod.

Um diese mitunter tragischen Unfälle zu vermeiden, gehen ehrenamtliche Helfende – so auch Landwirt Marco Diekmann – im Kreis Gütersloh in den frühen Morgenstunden während der Hochsaison in Gruppen in die zu mähenden Wiesenflächen, auf der Suche nach Klein- und Jungtieren. „Früher war die Suche ohne Drohne sehr aufwändig und weniger erfolgversprechend“, bestätigt uns Diekmann Ende April während einer vom NABU Gütersloh organisierten Veranstaltung mit dem Steinhagener Hegering auf dem Hof Wulfhorst.

Häufig wurden Tiere bei der Analog-Suche übersehen. „Heute läuft das ganz anders“, fährt Diekmann fort. Dank einer vom Hegering angeschafften Drohne mit Wärmebildkamera. „Sie erleichtert uns die Suche nach den Tieren enorm.“ Pro Jahr werden – allein in Steinhagen – dank der Technik zwischen 130 und 170 Kitze aufgespürt. „Aus Waldbauernsicht ist die recht hohe Zahl an Kitzen ein Problem, aber in einem normalen Revier, wo Acker-, Wiesen- und Waldfächen gleichmäßig verteilt sind, ist das machbar“, fügt der hauptberuflich als Elektroinstallateur arbeitende Diekmann hinzu.

Machbar ist es, „doch mehr Wild bedeutet auch, dass mehr Rehe geschossen werden müssen. Darauf weist der Jagdbeirat jedes Jahr hin“, merkt NABU-Mitglied Stefanie Klappenbach-Riewenherm an. Das nächste Problem sei die Straße. „Mehr Wild bedeutet mehr Verkehrsunfälle“, warnt Kitzretterin Trude Heming und appelliert an die Autofahrer:innen: Auf Straßenabschnitten mit Wildwechsel, bitte langsam und vorausschauend fahren!“ Wichtig sei auch, nachts häufiger mit Fernlicht zu fahren, umso eher sind die leuchtenden Augen der Rehe am Straßenrand erkennbar. „Sobald man das Wild erblickt, am besten sofort abblenden.“

Kitz-Retterin Trude Heming aus dem Kreis Gütersloh.

Frühes Aufstehen angesagt!

In Steinhagen arbeiten Landwirte und Jäger zusammen, um möglichst viele Tiere vor einem qualvollen Tod zu retten. Die dafür gebildeten Teams (drei insgesamt in der Hochsaison) bestehen neben den Drohnenpilot:innen (1-2) aus einer Gruppe von Läufer:innen (5-6). Über Funk gibt der:die Pilot:in Anweisungen, wo ein Tier liegt. „In der Regel beginnen wir um 4 Uhr in der Früh und arbeiten bis 7 oder 9 Uhr. Je nachdem, wie viele Flächen abgesucht werden müssen, dauert es entsprechend länger“, erzählt uns Marco Diekmann.

Kitz-Retter Marco Diekmann im Gespräch mit Mitgliedern des NABU Gütersloh.

Mithilfe der Wärmebildkamera kann der Temperaturunterschied zwischen Boden und Felloberfläche der Tierkörper sichtbar gemacht werden. „Darum können unsere Rettungsaktionen auch nur in den frühen Morgenstunden durchgeführt werden, denn sobald die Sonne an Kraft gewinnt, erwärmt sie alles und ein lebender Tierkörper kann dann auch mithilfe der Kamera nicht mehr angezeigt werden“, erklärt uns Hegeringleiter Frank Meise.

„In der Hochsaison nimmt Frank sämtliche Telefonate der Bauern entgegen, die ihm mitteilen, wo sie am nächsten Tag mähen wollen. Das sind dann schon mal an die 25 Anrufe täglich“, ergänzt Diekmann. Alle relevanten Daten werden aufgenommen und an den ehrenamtlichen Kitzretter übermittelt. Mithilfe eines Computerprogramms werden die Flächen angelegt. „Ich erhalte die Daten über die zu mähenden Flächen und die Drohne fliegt genau diese Flächen automatisch ab“, so Diekmann weiter. Die Flächen werden als Datei gespeichert, auch die Flugbahnen für die Drohne sind dort hinterlegt. All das kommt auf einen USB-Stick. Am darauffolgenden Morgen fährt das Team mit den Daten im Gepäck die Flächen ab.

Fotos: Martina Vogt

Wie viele Stunden kommen da eigentlich zusammen bei dieser ehrenamtlichen Arbeit? „Das ist ne spannende Frage“, lacht Diekmann. „Im Zweifel wissen das unsere Ehefrauen besser. Sie geben uns sehr viel Rückendeckung, denn das Retten der Kitze machen wir in unserer Freizeit.“

Mehr Infos zur Kitz-Rettung findet ihr hier!

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