Kompostierung – das älteste Recyclingverfahren der Welt

Kompostwerk in Gütersloh aus der Vogelperspektive. Foto: Firma Kompotec

Ein Beitrag von Martina Vogt

Kreis Gütersloh: Hand aufs Herz! Trennen Sie Ihren Müll immer korrekt? Wie wichtig das ist, was geht und was nicht geht bei der Mülltrennung und wie die Kompostierung im Gütersloher Werk funktioniert, das erklärte Sebastian Böhme, Betriebsleiter des Kompostwerks, der Kompotec GmbH, einigen Interessierten bei einer vom NABU Gütersloh organisierten Werks-Besichtigung Mitte April.

Hier sammelt sich ganz schön viel an, lernen wir während der Führung. Das mittelständische Unternehmen, das zur Eggersmann-Gruppe gehört, beherbergt eine Kompostier- und eine Biogasanlage. Jedoch werden hier nicht nur biologische Abfälle und Gartenabfälle für den Kreis Gütersloh kompostiert. „Auch die Bio-Abfälle aus dem Kreis Herford und der Stadt Bielefeld landen bei uns“, erzählt Sebastian Böhme.

Wertvolles Gut – Bioabfall

Auf einer Fläche von insgesamt 48.000 Quadratmetern werden im Werk nahe des ehemaligen Flughafens pro Jahr an die 65.000 Tonnen Bioabfall verarbeitet, verrät er. Das ist eine ganze Menge: „Das sind je nach Jahreszeit zwischen 250 bis 350 Tonnen am Tag.“ Dabei wird unterschieden zwischen Bioabfall, der aus den Bio-Tonnen der Haushalte stammt, der circa 75 Prozent des Materials ausmacht und den direkt angelieferten Gartenabfällen. Die machen circa 25 Prozent aus. So werden pro Jahr an die 25.000 Tonnen Kompost mit dem RAL-Gütezeichen produziert, der zur Düngung und Bodenverbesserung größtenteils in der Landwirtschaft, dem Garten- und Landschaftsbau verwertet wird.

Fotos: Margret Lohmann

Drei Stufen des Verarbeitungsprozesses durchläuft der Kompost im Gütersloher Werk. „In einem ersten Schritt wird die Abfallmasse aufbereitet, verkleinert und gemischt. Störstoffe beziehungsweise Fremdstoffe (zum Beispiel Kunststoff-Tüten, Glas, Metall, diverse Plastik-Materialien) werden so gut es eben machbar ist aussortiert“, schildert Böhme die Abläufe. In einem zweiten Schritt beginnt der Biogas-Prozess, die Vergärung setzt ein. Im dritten Schritt beginnt der eigentliche Kompostierungs-Prozess, bei dem unter Anwesenheit von Luft, der Umbau zu einem reifen Kompost entsteht, der hier im Werk dank technischer Voraussetzungen stark abgekürzt wird. „In 6 bis 8 Wochen wird der Kompost mithilfe eines aufwendigen Verfahrens fertig. Was circa ein Jahr im Garten braucht, dauert rund eineinhalb Monate bei uns im Kompostwerk“, schließt der Experte.

Kompostierung ist das älteste und einfachste Recyclingverfahren der Welt und das wichtigste Behandlungsverfahren für Bioabfälle in Deutschland, heißt es auf der Website des Umweltbundesamts. Bislang besitzt etwas mehr als die Hälfte aller deutschen Haushalte eine Biotonne. Die Abfälle aus Küche und Garten bergen zusätzlich ein großes Potenzial als Energiequelle und Dünger. Aus dem durch die Vergärung entstehenden Methangas lässt sich in Blockheiz-Kraftwerken Strom und Wärme gewinnen. Dies passierte laut Umweltbundesamt im Jahr 2019 mit etwa einem Drittel der eingesammelten Bioabfälle aus den Haushalten (LAGA 2022).

Und was machen die Gütersloher aus der Kompost-Masse?

„Wir machen teilweise Biogas daraus, das meiste jedoch kommt zu den Bauernhöfen, denn der Kompost stellt einen vollwertigen Dünger dar. Er liefert Humus (das nährstoffreiche Substrat, das nach dem Kompostierungs-Prozess entsteht), welcher sehr wichtig ist für die Bodenfruchtbarkeit.“ Mit Kompost zu arbeiten bedeutet im Übrigen weniger Mineraldünger einsetzen zu müssen. Kompostwirtschaft ist also sehr nachhaltig.

Plastikfreie Zone von der Küche bis zur Biotonne

Kunststoff-Tüten oder „kompostierbare“ Folienbeutel dürfen nicht in die Biotonne. Auch dann nicht, wenn für sie der Nachweis erbracht wurde, dass sie abbaubar sind, heißt es in der Satzung über die Abfallwirtschaft und Abfallentsorgung des Kreises Gütersloh vom Februar 2014. „Was im Haushalt schon falsch getrennt wurde, kann bei uns im Werk kaum noch optimal getrennt werden“, führt Böhme die Problematik weiter aus. „Wir sind sehr darauf angewiesen, dass die Bürger und Bürgerinnen sortenrein trennen – ohne Fremdstoffe.“ Bei weitem werde aber nicht immer sauber getrennt, eine bundesweite Sorge, gibt der Betriebsleiter zu bedenken. Rund 10 Prozent der gesamten Kompost-Menge müsse aussortiert und verbrannt werden, weil diese nicht ordentlich getrennt und mit Fremdstoffen vermengt war. „Dadurch wird leider auch gute Organik mitverbrannt“, bestätigt Böhme.

Was Sie noch tun können:

  • Nutzen Sie Kompost als Dünger und Bodenverbesserer im Garten. Der Kompost ist ein wunderbarer Zuschlagstoff bei allen Pflanzarbeiten, ist aber aufgrund der hohen Nährstoffgehalte in reiner Form nicht als Blumenerde zu verwenden.
  • Viele Gartencenter bieten aber torffreie Blumenerden an, die unter anderem unter Verwendung von Kompost hergestellt sind. Nutzen sie dieses Angebot statt Blumenerde mit Torf zu kaufen.
  • Verzichten Sie auf mineralischen Dünger: Dieser erfordert zur Herstellung einen hohen Energieaufwand und gefährdet bei falscher Anwendung das Grundwasser.

Aktuell gibt es viele Öffentlichkeitskampagnen zum Thema sauberes Trennen:

https://www.wirfuerbio.de/

https://www.kompost.de/

Information rund um Kompost und Kompostherstellung: https://www.vhe.de

Tipps zur Biotonne vom Unternehmen Kompotec

Umwelttipps für den Alltag vom Umweltbundesamt

Kompost-Fibel