Kleiner Zaunkönig ganz groß!

Stunde der Gartenvögel 2024 – Foto: Mathias Schäf – Grafik: publicgarden

Ergebnisse der Vogelzählung „Stunde der Gartenvögel“ 2024

Berlin/Düsseldorf – Bestes Frühlingswetter lockte am langen Wochenende vom 09. bis 12. Mai zum Vögelzählen in Gärten, Parks und auf den Balkon. Mehr als 58.000 Menschen haben an der diesjährigen „Stunde der Gartenvögel“ teilgenommen und über 1,2 Millionen Vögel gemeldet. Jetzt liegen die Ergebnisse von Deutschlands größter Citizen-Science-Aktion vor, die bereits zum 20. Mal vom NABU und seinem bayerischen Partner LBV organisiert wurde. Auf Platz 1 der am häufigsten gesichteten Vögel landete – wie fast immer – der Haussperling, gefolgt von Amsel, Kohlmeise und Star.

In NRW beteiligten sich dieses Jahr mehr als 10.800 Menschen und meldeten über 225.000 Vögel aus den nordrhein-westfälischen Gärten und Parks. Abweichend zum bundesweiten Ergebnis kämpfte sich in NRW die Kohlmeise auf Platz 2 vor Amsel und Blaumeise, die allgemeinen Trends sind aber vergleichbar.

Zilpzalp. Foto: Kathy Buescher NABU Rinteln
Zilpzalp. Foto: Kathy Buescher NABU Rinteln

„Das überdurchschnittlich warme Frühjahr hat sich offenbar in der Vogelwelt bemerkbar gemacht, indem einige Arten früher zurückgekehrt oder mit der Brut gestartet sind“, sagt Lukas Stemper, stellvertretender Vorsitzender des NABU NRW. Daran habe auch der kurze Kälteeinbruch im April nichts geändert. So wurde beispielsweise der Zilpzalp landesweit um 13 Prozent häufiger gesichtet als im Vorjahr. „Als Mittel- und Kurzstreckenzieher ist er, wie auch einige andere Arten, etwas früher aus seinem Winterquartier zurück nach Deutschland gekommen.“

Ein weiterer Profiteur des milden Winters könnte der Zaunkönig sein. Er wurde in NRW um sechs Prozent häufiger gemeldet als im Vorjahr. Die Art sei anfällig für lange Kälteperioden, die es im vergangenen Winter nicht gegeben habe. Das könne laut Stemper die Population in Deutschland gestärkt haben.

Weniger gute Nachrichten gibt es von den Insektenfressern zu vermelden. Mehlschwalbe (minus 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahr) und Rauchschwalbe (minus 18 Prozent) stürzen nahezu ab. Das könnte vor allem mit dem winterlichen Intermezzo während der Zugrückkehr im April zu tun haben. In NRW blieben die Meldungen der beiden Insektenfresser in NRW – anders als auf Bundesebene – auf dem bekannten niedrigen Niveau des Vorjahres. Bei den Mauerseglern gibt es dagegen bundesweit ein leichtes Plus von fünf Prozent bei den Sichtungen, in NRW stieg die Zahl der Beobachtung um satte 17 Prozent an. Damit pendeln sich die diesjährigen Beobachtungen in den recht stabilen Trend der letzten Zählaktionen ein.

„Wenn wir aber auf die vergangenen 20 Jahre zurückschauen, sehen wir, dass auch bei den Mauerseglern der Trend eher nach unten geht“, so Stemper. „Unsere Zählungen sind Momentaufnahmen. Erst die Kontinuität über Jahre gibt uns ein realistisches Bild von der Bestandsentwicklung der Arten.“ Diese Trends haben die Ornithologen des NABU zum 20. Geburtstag der Vogelzählung für die 18 häufigsten Gartenvögel zusammengestellt. So nahmen beispielsweise die Sichtungen bundesweit bei Buntspecht, Eichelhäher und Ringeltaube zu, während sie bei Grünfink, Amsel und Hausrotschwanz immer weiter abnahmen. Stemper: „Unsere Zahlen zeigen, dass typische Waldvögel wie Buntspecht, Eichelhäher und Ringeltaube in den vergangenen 20 Jahren den Siedlungsraum erobert haben, weil sie hier offenbar in Gärten und Parks ein gutes Nahrungsangebot und sichere Bedingungen vorfinden.“ Die starken Rückgänge bei den insektenfressenden und gebäudebrütenden Arten dürften eine Folge des Insektensterbens sowie von fehlenden Nistmöglichkeiten sein.

Die nächste Vogelzählung findet mit der „Stunde der Wintervögel“ vom 10. bis 12. Januar 2025 statt.


20. „Stunde der Gartenvögel“: Tag eins startet mit Minus bei Schwalben

Die große NABU-Zählaktion „Stunde der Gartenvögel“ ist gestartet und erste Trends deuten bereits auf ein Minus bei den Schwalben hin. Woran das liegen könnte und welche Vogelart dem NABU noch Sorgen bereitet: Trends und Zwischenergebnisse im Ticker.

Mehlschwalbe – Foto Peter Trentz – NABU-naturgucker.de

09. Mai 2024 – Jetzt geht es los: Zum 20. Mal startet heute die „Stunde der Gartenvögel“ . Während über das lange Wochenende von Donnerstag bis Sonntag Vögel beobachtet und dem NABU gemeldet werden können, schauen wir an dieser Stelle auf spannende Meldungen, Trends und Effekte, die aus den Meldungen hervorgehen. Also gerne öfter hier vorbeischauen!


Sie haben Vögel gezählt und wollen uns ihr Ergebnis melden? Hier kommen Sie zu unserem Meldeformular.

Und was haben Andere beobachtet und gemeldet? Das zeigt unsere Karte und das Ranking.

20 Jahre „Stunde der Gartenvögel“: Langfristige Trends unter der Lupe…


Erster Trend: Minus bei Schwalben

Der erste Tag der „Stunde der Gartenvögel“ geht zu Ende – und wir freuen uns bereits über mehrere tausend eingagengene Meldungen. Über 120.000 Vögel wurden schon (Stand: 9. Juni, 18 Uhr) gesichtet!

Die Daten sind zwar noch mit Vorsicht zu genießen, erste Trends sind aber schon zu sehen. Was bereits deutlich wird: Schwalben und Mauersegler werden wohl auch 2024 wieder seltener gesichtet als in den Vorjahren. Leider, denn Rauchschwalben (aktuell -40 Prozent), Mehlschwalben (-30 Prozent) und auch Mauersegler (-20 Prozent) gehören zu den Arten, deren Populationen in Deutschland dem NABU schon länger Sorgen bereiten.

Eines der Sorgenkinder der Vogelzählung – der Mauersegler – Foto Axel Aßmann NABU-naturgucker.de

Schwalben und Mauersegler jagen vorrangig Insekten im Flug – und davon gibt es Jahr für Jahr weniger. Wildbienen, Falter, Fliegen und viele andere Fluginsekten leiden unter fehlendem Nahrungsangebot in unserer Agrarlandschaft. Und damit leiden auch die, die Jagd auf sie machen. Hinzu kommt: Mauersegler und auch die beiden Schwalbenarten nisten bevorzugt an oder in Hauswänden, oder unter dem Hausdach, zum Beispiel in Spalten und Mauerlöchern offener Scheunen, Ställe oder Bauernhäusern. Und genau diese Nistplätze werden immer seltener, wenn alte Gebäude saniert, umfangreich gedämmt oder durch Neubauten mit glatten, lückenlosen Fassaden ersetzt werden.

Der in diesem Jahr noch recht deutliche Rückgang könnte auch mit dem Kälteeinbruch Ende April zusammenhängen, denn bei allen drei Arten handelt es sich um Langstreckenzieher. Gerade die Mauersegler mit ihren unverkennbaren „Sri-Sri“-Rufen kehren regelmäßig zwischen April und Mai zurück nach Deutschland. Es könnten also noch einige auf dem Weg zu uns sein, die erst in den kommenden Tagen nach Deutschland zurückkehren.


20 Jahre „Stunde der Gartenvögel“

Mit der großen Citizen-Science-Aktion beobachten wir zusammen mit den vielen Vogelfreund*innen schon seit vielen Jahren die Vogelwelt. Viel auf und ab, aber eben auch: deutlich negative Trends. Welche Vögel in den vergangenen Jahren bei der „Stunde der Gartenvögel“ häufiger oder seltener gesichtet wurden, haben wir uns dabei in diesem Jahr genauer angeschaut. Und zwar hier: 20 Jahre „Stunde der Gartenvögel“.

Große Vogelzählung in diesem Jahr
zwischen Himmelfahrt und Muttertag

06. Mai 2024 – Am langen Wochenende vom 9. bis 12. Mai rufen der NABU und sein bayerischer Partner LBV (Landesbund für Natur- und Vogelschutz) wieder dazu auf, eine Stunde lang Vögel zu zählen und zu melden.

„Unsere Aktion findet bereits zum 20. Mal statt“, sagt NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. „Wir verfügen daher über einen einzigartigen Datenbestand zu den Vogelarten im Siedlungsraum in ganz Deutschland. Das ist ein großer Schatz für den Naturschutz. Denn wir können anhand der festgestellten Bestandstrends Naturschutzmaßnahmen ausrichten und so die Arten gezielt schützen.“

Haussperlinge – Foto Jutta Trentz – www.naturgucker.de

Jede:r kann helfen, Daten zu sammeln, indem er oder sie Vögel zählt, und so den Vogelschutz unterstützt. Wer mitmacht, beteiligt sich an einem der größten Citizen-Science-Projekt Deutschlands. Außerdem macht es Spaß, Vögel kennenzulernen und zu zählen. Zudem ist es auch noch gesund: Verschiedene Studien haben gezeigt, dass die Beschäftigung mit der Natur und auch Vögel beobachten sich positiv auf die psychische Gesundheit auswirken.

Viele überwinternde Arten haben in diesem Frühjahr zeitig mit dem Brüten angefangen, da es früh schon recht warm war. Wir könnten also bei der Stunde der Gartenvögel möglicherweise mehr Jungvögel sehen als in anderen Jahren. Bei Haussperling, Ringeltaube und Amsel hat der erste Nachwuchs des Jahres bereits das Nest verlassen.

Und so funktioniert die Vogelzählung

Von einem ruhigen Platz im Garten, Park, auf dem Balkon oder vom Zimmerfenster aus wird von jeder Vogelart die höchste Anzahl notiert, die im Laufe einer Stunde gleichzeitig beobachtet werden konnte. Das ist wichtig, damit Vögel, die zwischendurch ja auch wieder wegfliegen, nicht doppelt gezählt werden. Ein Beispiel: Kommen erst drei Haussperlinge an das Vogelhaus, zehn Minuten später aber sogar acht Haussperlinge, wird die Zahl acht gemeldet. Sie sind unsicher, was für eine Meise auf dem Baum sitzt? Bei der Bestimmung hilft zum Beispiel der NABU-Vogeltrainer oder die NABU-App „Vogelwelt“.

Wer sich zuvor mit unseren Gartenvögeln beschäftigen möchte, findet viele Informationen unter www.stundedergartenvoegel.de, darunter Porträts der 40 häufigsten Gartenvögel, Vergleichskarten der am häufigsten verwechselten Vogelarten, einen Vogeltrainer sowie den NABU-Vogelpodcast „Reingezwitschert“. Auf der Seite sind ab dem ersten Zähltag auch Zwischenstände und erste Ergebnisse abrufbar und können mit vergangenen Jahren verglichen werden.

Für Kinder bietet die NAJU die „Schulstunde der Gartenvögel“ vom 13. bis 17. Mai an. Weitere Infos unter www.NAJU.de/sdg.