Eine Wanderung durch den Holter Wald entlang des Ölbachs

Exkursion Holter Wald. Foto: Stefanie Klappenbach-Riewenherm

Ein Beitrag von Sigrid Schwarze

Der Holter Wald ist ein großes, zusammenhängendes Waldgebiet am Ostrand der Westfälischen Bucht und es ist ein sehr alter Wald. Bereits 1541 wurde er erstmals urkundlich als Jagdgebiet des Rietberger Grafen erwähnt.

Knapp 300 Jahre später wurde das Holter Schloss samt Wald im Zuge der preußischen Vormachtstellung vom Rietberger Grafen an den Kaufmannssohn Friedrich Ludwig Tenge verkauft. Noch heute sind Schloss und Wald im Besitz der Familie Tenge – Rietberg, die den Wald bereits in sechster Generation bewirtschaftet.

Über 600 Hektar groß ist der Holter Wald und er steht seit 16 Jahren unter Naturschutz. Die Hälfte des Waldes ist zusätzlich als „NATURA 2000“ (europäisches Schutzgebietssystem) ausgewiesen. Das bedeutet: Der Wald ist besonders schützenswert. Außerdem ist er ein typischer Wald der Sennelandschaft mit nahezu ausschließlich sandigem Untergrund mit vorherrschend typischem Baumbestand aus Kiefern, Eichen und Buchen. Diese Bäume kommen gut mit den sandigen, trockenen Böden zurecht, während im Uferbereich des Öl-, Lander- und Rodenbachs vorwiegend feuchtigkeitsliebende Bäume wie Erlen und Eschen wachsen.

Die besondere In-Schutzstellung ist dem Vorkommen seltenener Tiere und Pflanzen zu verdanken. So leben hier unter anderem der Schwarzspecht, der Eisvogel und die Zwergfledermaus und verschiedene schützenswerte Pflanzen.

Auch für uns Menschen ist dieses Naturschutzgebiet als Naherholungsgebiet von großer Bedeutung. Die Ruhe und die Natur haben eine entspannende Wirkung auf Körper und Geist. Die Untere Landschaftsbehörde hat gemeinsam mit der Biostation Senne Paderborn ein Wanderwege-Konzept erstellt, damit wir diesen Wald mit all seinen Facetten genießen können. Dabei sind einige Waldbereiche für uns Menschen gesperrt, um die Tier- und Pflanzenwelt nicht zu stören. Daran sollten wir uns halten, damit uns dieser schöne Wald mit seiner Artenvielfalt auch in Zukunft offensteht.

In dem Naturschutzgebiet darf Forstwirtschaft betrieben werden, jedoch darf nur so viel geerntet werden wie auch nachwächst. Das sind im Jahr circa 2.000 m³ Holz. Das Land hat bisher über 400 Altbäume aufgekauft, das bedeutet, dass diese Bäume nicht forstwirtschaftlich genutzt werden dürfen, sondern nach ihrem Absterben ihrem natürlichen Verfall überlassen werden.

Der Holter Wald ist zudem reich an Hohlbäumen. Diese dienen dem Schwarzspecht wie auch allen anderen Spechtarten, der Hohltaube, diversen anderen Vögeln, Fledermäusen und Insekten als Lebensraum. Zusätzlich gibt es hier ein Naturdenkmal: Es handelt sich um die 1.000-jährige Eiche, eine Stieleiche, die zwar noch keine 1.000 Jahre, jedoch geschätzte 400 bis 500 Jahre alt ist. Ihr Brusthöhenumfang beträgt 8,15 Meter. Eben dieses Naturdenkmal ist im Stadtwappen der Stadt Schloß Holte-Stukenbrock zu finden.

Der Ölbach

Von drei Sennbächen wird der Holter Wald durchflossen, dem Landerbach im Norden, dem Rodenbach im Süden und dem Ölbach im Zentrum. Es sind typische Sennebäche, sie entspringen alle in der oberen Senne und führen immense Sandmengen mit sich. Dieser Sand setzt sich im unteren Lauf des Baches ab. Der Ölbach ist 29 Kilometer lang und mündet auf Gütersloher Gebiet in die Wapel, diese mündet in die Dalke, welche in die Ems mündet und mit der Ems gelangt das Wasser des Ölbachs in die Nordsee. Die Bachläufe der Sennebäche waren für die Altbauern von existenzieller Bedeutung.

An der natürlichen Wasserleitung legten sie ihre Hofstätten an, die feuchten Auen dienten dem Vieh als Weide. Im Laufe der Jahre verloren die feuchten Auen an Bedeutung, das Vieh wird heute nicht mehr auf die Weiden getrieben und ein Großteil der Weiden wurde durch ein Kanalsystem trockengelegt und aus einst feuchten Wiesen entstand so Ackerland. Hier im Holter Wald wurde dieses Kanalsystem nach der In-Schutzstellung weitgehend zurückgebaut, so dass die Wiesen wieder feuchter wurden und sich die Vegetation von einst wieder einstellen kann.

Übrigens hat der Name Ölbach nichts mit Öl zu tun, sondern wurde aus dem plattdeutschen „öilen“ abgeleitet, was so viel heißt wie „immer in Bewegung“ sein. Der Fluss mäandert und das Flussbett ist in ständiger Bewegung.

Wer hämmert denn da?
Auf diesem Teil der Wanderung sehen wir einige Spechtbäume, also Bäume, in denen der Bunt- und/oder Mittelspecht seine Jungen aufzieht. Hier im Holter Wald können wir dem Bunt-, dem Mittel- und dem Schwarzspecht begegnen. Sie nützen den Bäumen – zumindest teilweise. Wenn Borkenkäfer Fichten befallen, wird es für die Fichte schnell gefährlich. Die Käfer vermehren sich rasant und können den Baum binnen kürzester Zeit abtöten, indem sie die lebenswichtige Schicht unter der Rinde, das Kambium, verspeisen. Der Specht agiert dann wie ein Madenhacker auf dem Rücken eines Nashorns: Er klettert den Stamm auf und ab und sucht nach den fressenden fetten weißen Larven, welche er heraushackt. Manchmal kann er dadurch weiteren Schaden von den Fichten abwenden. Wenn vielleicht auch nicht mehr den befallenen Baum, so aber zumindest die nahestehenden Bäume. Dadurch, dass er die Larven verspeist, können sich keine beziehungsweise nicht mehr so viele flugfähige Käfer entwickeln und die größte Gefahr ist gebannt.

Leider war der Borkenkäfer-Befall der vergangenen Jahre so massiv und die Fichten durch die Trockenheit und die Hitze so geschwächt, das der Specht an den Larven wohl satt geworden ist, das Fichtensterben aber trotzdem nicht aufhalten konnte. Er befreit aber auch andere Bäume von Käfern und deren Larven, indem er auch dort die Rinde aufhackt und die Larven frisst. Gleichzeitig legt der Specht seine Bruthöhlen in gesunden Bäumen an, in Altholzbeständen. Damit sind Bäume mit einem Alter von mindestens 80 Jahren gemeint mit mindestens 4 bis 10 Meter astfreien Stämmen und einer Stärke von mindestens 35 Zentimetern. Die Stärke ist dabei wichtig, da entsprechend starke Holzwände gut gegen Hitze und Kälte isolieren. Dabei bedient er sich der Mitarbeit von Pilzen. Er hackt ein Loch in den Stamm, nur wenige Zentimeter tief und lässt dann die Arbeit mehrere Monate lang ruhen. Von wegen Spechte bauen nur in morschen Bäumen! So suchen sie sich oft gesunde Exemplare aus, das werden wir gleich sehen… Auch Spechte bevorzugen Nisthöhlen, die dauerhaft und stabil sind.

Nach ein paar Monaten hat der Pilz schon gut vorgearbeitet, das Holz ist zersetzt und der Specht kann jetzt an seinem neuen Wohnheim weiterarbeiten, bis es bezugsfertig ist. Der Vorteil in einem hohen Baum zu nisten, besteht darin, dass das Holz einen guten Resonanzkörper hat, das heißt Holzfasern leiten Schall besonders gut. Wenn ein Eichhörnchen oder ein Marder an einem Stamm hochklettert verursachen sie Kratzgeräusche. Diese Geräusche hören die Vögel und sind gewarnt, so haben sie die Möglichkeit zur Flucht. Sollten jedoch Jungvögel in der Bruthöhle sein, können die Eltern nur versuchen die Feinde abzulenken und vom Nest fortzulocken. Meist gelingt das nicht, dann haben die Eltern die Möglichkeit den Verlust durch eine 2. Brut zu kompensieren.

Der Schwarzspecht
Obwohl der Schwarzspecht der größte der genannten Spechtarten ist, sieht man ihn ausgesprochen selten, obwohl wir seinen Ruf und sein Hämmern wahrnehmen. Er hat die Größe einer Krähe, ist schwarz und hat einen roten Scheitel. Er ernährt sich überwiegend von Larven und Puppen, adulten Ameisen und Holz bewohnenden Käfern (Borken- und Bockkäfer). Daneben frisst er auch Käfer, Schmetterlings-Raupen, Spinnen und kleine Schnecken. Nur äußert selten frisst er Beeren und Früchte. Er ist ein Standvogel und legt 4 bis 6 Eier und brütet nur einmal im Jahr. Er braucht einen alten Baumbestand, am liebsten sind ihm Bäume mit glatter Rinde, wie die Buche oder die Kiefer.

Schwarzspecht. Foto: NABU Erwin Hangmann

Der Schwarzspecht hämmert immer mehrere Höhlen gleichzeitig, eine zum Brüten, eine zum Schlafen und eine weitere für den Tapetenwechsel. Meist werden die Höhlen über viele Jahre genutzt. Die Einfluglöcher des Schwarzspechts sind meist oval, also in der senkrechten größer als in der waagerechten. Aber jedes Jahr muss er die Höhlen auffrischen, da die Pilze weiterhin das Holz zersetzen und es dadurch zu feuchtem Mulm wird, was nicht gut für die Brut ist. Also wird die Höhle jedes Jahr etwas größer und tiefer, bis die Höhle eines Tages so tief ist, das die Brut die Höhle nicht mehr verlassen könnte. Dann verlässt er die Höhle für immer und andere Nachmieter ziehen dort ein, zum Beispiel die Hohltaube, das Käuzchen, Fledermäuse, Wespen und/oder Hornissen. Dem Baum tut das nicht gut, aber er kann trotzdem noch bis zu 100 Jahre lang damit leben.

Buntspecht – Foto Florian Freiberg

Der Buntspecht
Er ist die häufigsten vorkommende Spechtart. Er hat eine Körperlänge von circa 22 Zentimetern, ist schwarz/weiß mit einem roten Punkt im Nacken (nur die Männchen, die Weibchen haben keinen) und besitzt einen intensiv roten Unterschwanz.
Gern frisst er Insekten und Larven unter der Rinde, die er mit seinem kräftigen Schnabel herausgeschlagen kann. Auch Samen und Beeren gehören auf seinen Speiseplan und in den Wintermonaten ist der Buntspecht oft an Futterstellen anzutreffen. Dort frisst er Nüsse, Samen und Fett. Er ist ein Standvogel, legt 4 bis 7 Eier bei einer Jahresbrut. Das Einflugloch ist ca. 5 bis 6 Zentimeter groß und rund.

Mittelspecht. Foto: NABU Winfried Rusch

Der Mittelspecht
Er sieht dem Buntspecht sehr ähnlich, jedoch hat der Mittelspecht (Männchen wie Weibchen) eine hellrote Kappe auf dem Kopf und die Schwanzunterseite ist hellrot.
Etwas kleiner als der Buntspecht ist er und benötigt alte Gehölze mit alten sterbenden Bäumen und kleinen Lichtungen und absterbenden Ästen, in denen er seine Nisthöhle zimmern kann. In intensiv bewirtschafteten Forsten und jungen Aufforstungen kann er nicht überleben. Er frisst Insekten, Larven und Baumsaft in hohen Ästen. Er ist ein Standvogel und legt 4 bis 7 Eier bei einer Jahresbrut. Das Einflugloch ist circa 4 Zentimeter groß und rund.

Der Grünspecht
Er ist der auffälligste unter den Spechten. Er ist grün mit einer roten Haube auf dem Kopf und im Gegensatz zu den anderen Spechten ist der Grünspecht eher an der Erde zu sehen als in hohen Bäumen. Er ernährt sich fast ausschließlich von Ameisen, die er am und im Boden findet. Auch die Jungvögel füttert er mit Ameisen. Pro Tag frisst der Grünspecht an die 2.000 Ameisen.

Grünspecht. Foto: NABU Erwin Hangmann

In Wäldern wie hier im Holter Wald ist der Grünspecht nicht zu Hause. Er bevorzugt halboffene Waldlandschaften, Streuobstwiesen, Parks, Gärten und seit neuestem auch Industrie-Brachen. Alte, dicke Bäume sind für ihn lebenswichtig, er benötigt dicke Stämme mit morschen/weichen Stellen in einer Höhe von 2 bis 10 Metern, in denen er seine Höhlen anlegen kann. Das Eingangsloch ist 6 x 7 Zentimeter groß. Besonders beliebt sind beim Grünspecht Pappeln, Weiden und Obstbäume. Der Grünspecht baut gemeinsam mit seinem Partner/Partnerin die Bruthöhle, dadurch entsteht eine feste Bindung für die Zeit des Brutgeschäfts.

Unter den Spechten hat der Grünspecht die längste Zunge, er kann sie bis zu 10 Zentimeter vorstrecken. Mit dem Schnabel hackt er das Ameisennest auf und schiebt seine Zunge in die Ameisengänge. Ameisen, Larven und Puppen bleiben daran kleben. Zu einem geringen Anteil frisst er auch andere Insekten, Regenwürmer und Schnecken, sowie Obst und Beeren. Auch er ist ein Standvogel, sein Ruf hört sich an wie ein Lachen und er legt 5 bis 8 Eier.

Während sich seine Lebensraumbedingungen in der freien Landschaft eher verschlechtern, findet er zunehmend geeignete Reviere in unseren Siedlungsräumen. Wir können dem Grünspecht helfen, indem wir Ameisen in unseren Gärten dulden und auf Pestizide verzichten.