Stunde der Gartenvögel 2021 Foto: NABU / Sebastian Hennigs
Die diesjährige NABU-Zählaktion „Stunde der Gartenvögel“ vom 13. bis 16. Mai ist beendet. Trotz kühlen Wetters und Regen beteiligten sich am Himmelfahrtswochenende in Nordrhein-Westfalen über 25.000 Menschen an der Stunde der Gartenvögel. Nach dem vergangenen Rekordjahr, in dem im Westen über 28.000 Vogelfreunde mitzählten, ist dies die zweithöchste Beteiligung seit Beginn der Aktion im Jahr 2006. Es wurden mehr als 549.000 Vögel aus rund 17.500 Gärten gemeldet. Mit durchschnittlich 31,5 Vögeln pro Garten erfreulich mehr als in den vergangenen Jahren.
Den meisten Vogelarten macht das derzeit wechselhafte und teils recht kühle Wetter wenig aus, einige Arten profitieren sogar. Etwa die Amsel, sie kommt bei feuchtem Wetter viel besser an ihre Leibspeise: Regenwürmer. Der schwarze Vogel belegt nach dem Haussperling Platz zwei der am häufigsten gemeldeten Gartenvögel. Dabei ist er auch der zuverlässigste Gartenbesucher in NRW – er wurde in über 94 Prozent aller Zählungen genannt.
„Während die Gesamtzahl der Vögel im Siedlungsraum im Gegensatz zu den Beständen in der Agrarlandschaft damit weiterhin weitgehend konstant bleibt, gibt es doch für viele Vogelarten besorgniserregende Entwicklungen“, sagt Birgit Beckers, stellvertretende Vorsitzende und Vogelexpertin beim NABU NRW. So verharren die Sorgenkinder Mauersegler, Mehlschwalbe, Grünfink und Zaunkönig auf Höhe der schlechten Ergebnisse aus den Vorjahren. Bei Mauersegler und Mehlschwalbe spiele neben Insektenmangel und Wohnungsnot aber auch das Wetter eine Rolle. „Ist es hier im Beobachtungszeitraum kalt und nass, gehen sie einfach hundert Kilometer weiter südwestlich auf Insektenjagd und werden dann in unseren Gärten natürlich nicht gesichtet“, so Beckers weiter.
Mit Spannung erwartet wurden die Zählergebnisse der Blaumeise. Bei der kleinen Meise mit dem blauen Köpfchen hatte im Frühjahr 2020 ein bakterieller Erreger namens Suttonella ornithocola erstmals zu einem Massensterben in vielen Teilen Deutschlands geführt. Dort, wo es grassierte, hatten die Sichtungen bei der Vorjahreszählung deutlich abgenommen. Eine Welle verstorbener Blaumeisen war zwar auch in diesem Frühjahr wieder festzustellen, sie war jedoch deutlich kleiner. „Die Blaumeise hat sich vom Einbruch im vergangenen Jahr offenbar erholt“, so Christian Härting vom Landesfachausschusses Ornithologie und Vogelschutz im NABU NRW. Offenbar konnten erfolgreiche Bruten die Verluste weitgehend ausgleichen.
Ebenfalls positiv entwickeln sich weiterhin die Gartenbestände von eigentlichen Waldvögeln wie Ringeltaube und Buntspecht. Ein besonderer Gewinner der aktuellen Zählung ist offensichtlich der Stieglitz. Die gemeldeten Zahlen dieses farbenfrohen Finkenvogels machten einen Sprung: In diesem Jahr konnte er in 16 Prozent aller Gärten mit 0,43 Vögeln pro Garten entdeckt werden. Beide Werte sind doppelt so hoch wie noch zu Beginn der Zählungen. Die Besonderheit dieser Art ist, dass er als einer von ganz wenigen Singvögeln seine Jungen nicht mit Insekten, sondern vegetarisch ernährt. Und auch der Kernbeißer wurde in diesem Jahr deutlich häufiger als sonst üblich zurzeit der Frühlingszählaktion in nordrhein-westfälischen Gärten gesichtet.
Das aktuelle Ergebnis der Vogelzählaktion ist unter www.stundedergartenvoegel.de abrufbar und kann mit vergangenen Jahren verglichen werden. Die Ergebnisse für Nordrhein-Westfalen finden sich direkt unter http://nrw.nabu.de/gartenvoegelnrw.