V.l.n.r.: Trude Heming, Olaf Niederschabbehard, Marco Diekmann und Harald Brohne vom Hegering Steinhagen veranschaulichen die Drohnentechnik für die Kitzrettung samt neuer App und die Mobile Waldschule. Unten links: Benjamin Andrzejewski vom Imkerverein Steinhagen präsentierte seinen Stand. Foto-Collage: Martina Vogt, Foto rechts: Kitzretter Olaf Niederschabbehard. Foto: Melanie Steinmeier
Ein Beitrag von Martina Vogt
Gütersloh/Steinhagen. Heitere Stimmung trotz Regen und grauem Himmel: Wie bereits im Jahr zuvor traf sich auch in diesem Jahr der NABU Kreisverband Gütersloh mit den Jägern des Steinhäger Hegerings und zwei Imkern auf dem Hof Wulfhorst in Steinhagen, um auf den Schutz von Natur und Umwelt und auf Neuigkeiten insbesondere beim Tierschutz aufmerksam zu machen. Der Aktionstag lockte einige interessierte Besucher:innen an, die dem nass-kalten Herbstwetter trotzten.
Vor Ort machte der Steinhäger Hegering die Bedeutung moderner Technik beim Schutz von Wildtieren sichtbar, insbesondere bei der Rehkitzrettung vor der Mahd. Imker Benjamin Andrzejewski vom Imkerverein Steinhagen berichtete über seine Arbeit mit den Bienen. Wie essentiell Umweltschutz und die Aufklärungsarbeit der Mobilen Waldschule des Hegering Steinhagen gerade an Schulen ist, war ebenso im Fokus.
Mit Drohnen gegen den Mähtod
Jedes Jahr sind in fast allen Hegeringen der Kreisjägerschaft Gütersloh wieder verschiedene Teams mit Drohnen unterwegs, um Rehkitze rechtzeitig aufzuspüren. Die Tiere drücken sich bei Gefahr instinktiv ins hohe Gras und sind bei der Wiesenmahd kaum sichtbar – oft mit fatalen Folgen.
Mittlerweile engagieren sich rund 40 Ehrenamtliche allein im Hegering Steinhagen für die Rettungsaktionen. Per WhatsApp-Gruppe können sie sich kurzfristig für Einsätze melden, die meist gegen 4 Uhr morgens beginnen. Insgesamt kommen so jährlich rund 700 Arbeitsstunden zusammen.
„Wir machen das alle nebenberuflich und aus Überzeugung“, erklärt Marco Diekmann, ausgebildeter Landwirt und Technikbeauftragter für die Kitzrettung. Gemeinsam mit Olaf Niederschabbehard (aktives Mitglied im Vorstand des Hegering und morgens als Läufer in den Wiesen mit dabei) und Harald Brohne (Pilot für die Drohne) gehören sie zum Team der Kitzretter.
Neue App erleichtert Vorbereitung
Als große Neuerung stellten die Jäger eine digitale Datenbank vor, die von einem Schweizer Programmierer entwickelt wurde. Die App enthält inzwischen 1.200 Hektar Fläche und rund 1.000 registrierte Wiesen, von denen 626 bereits vollständig als Drohnenflächen erfasst sind.
„Früher mussten wir jeden Abend die Flugrouten für die Drohnen neu erstellen“, fährt Diekmann fort. „Jetzt greifen wir einfach auf die fertigen Flächen zurück und spielen die Daten auf die Fernbedienung.“


Die App berechnet automatisch die optimale Flugbahn für jede Wiese. Die Drohne fliegt anschließend vollautomatisch in 40-Meter-Bahnen über das Feld, gesteuert per zuvor gespeicherter Datei. Entdeckt die Wärmebildkamera eine Signatur, stoppt der Pilot und weist die Läufer per Funk ein. Da ein Akku nur etwa 20 Minuten durchhält, spart die präzise Koordination wertvolle Zeit. Zeit, die die Läufer benötigen, um die zu rettenden Lebewesen aufzuspüren.
Mehr Teams, mehr Fläche, mehr gerettete Kitze
Dank der neuen Technik hat sich die Leistungsfähigkeit des Teams in diesem Jahr deutlich erhöht. Statt nur eines Einsatzteams, wie zu Beginn des Projekts, waren 2025 bereits vier Drohnen gleichzeitig im Einsatz – zwei eigene, eine geliehene Drohne eines befreundeten Piloten und eine weitere aus einem Nachbar-Hegering.
„Der Zeitgewinn in der Planung macht es möglich, dass wir viel mehr Flächen abarbeiten können“, so Diekmann weiter. Wie viele Kitze gerettet werden, diese Zahl variiert jedes Jahr. Klar ist: Je dichter das Netz an Einsatzteams, desto höher die Erfolgsquote.
Naturschutz bleibt Gemeinschaftsaufgabe
Neben der Kitzrettung engagiert sich der Hegering Steinhagen auch in anderen Bereichen des Umwelt- und Artenschutzes. Die Mobile Waldschule mit Trude Heming bringt Schulkindern spielerisch Naturwissen näher, und Aktionen wie die „Müll-Leine“ sensibilisieren für Sauberkeit im Wald.




Auch der Umgang mit freilaufenden Hunden in Wald und auf Wiesen sorgt für Gesprächsbedarf – ein Thema, das die Jäger immer wieder beschäftigt. Am Ende der Veranstaltung eint alle Beteiligten dasselbe Ziel: mehr Schutz für Natur und Wild.
Apropos: Kitzrettung geht beim Hegering Steinhagen jetzt auch bei Instagram!
Fotos: Martina Vogt


