Insekten retten – Artenschwund stoppen
NRW-Naturschutzverbände starten Volksinitiative
Kreis Gütersloh – Im August 2020 haben die drei großen NRW-Naturschutzverbände Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt (LNU) und Naturschutzbund Deutschland (NABU) mit einer Aktion vor dem Landtag in Düsseldorf den Startschuss für die landesweite Volksinitiative Artenvielfalt gegeben.
„Insekten retten – Artenschwund stoppen“, lautet das Motto, unter welchem in den nächsten Monaten mindestens 66.000 Unterschriften gesammelt werden sollen. Dann muss sich der NRW-Landtag mit der Volksinitiative beschäftigen. In insgesamt acht Handlungsfeldern fordern die Naturschützer einen Politikwechsel.
Ziel der Volksinitiative ist es, den Handlungsdruck und den Wunsch der Bürgerinnen und Bürger nach dem Schutz der biologischen Vielfalt zu dokumentieren und das Land so zu mehr Natur- und Artenschutz zu bewegen. Denn trotz dramatischen Rückgangs vieler Insekten-, Vogel- und Pflanzenarten zeigt die Landesregierung bisher keinerlei Ansätze für eine konsequente Naturschutzpolitik und auch auf kommunaler Ebene ist der Schutz von Natur und Umwelt nicht handlungsleitend.
Um die Forderungen der Volksinitiative Artenvielfalt NRW zum Thema im Landtag zu machen, müssen mindestens 0,5 Prozent der Stimmberechtigten (ab 18 Jahren) in Nordrhein-Westfalen unterschreiben. Gültig sind nur manuelle Unterschriften auf dem offiziellen Unterschriftenbogen. Das Stimmrecht aller Unterzeichnenden müssen sich die Initiatoren der Volksinitiative von der jeweiligen Gemeinde der Hauptwohnung bestätigen lassen.
Eindeutiges Signal für mehr Artenvielfalt
„Wir wollen mit der Volksinitiative ein eindeutiges Signal für mehr Artenvielfalt auf dem Land und in unseren Städten geben“, sagte die NABU-Landesvorsitzende Dr. Heide Naderer zum Auftakt. „Dabei appellieren wir an alle Bürgerinnen und Bürger, sich mit ihrer Unterschrift für ein lebenswertes Nordrhein-Westfalen einzusetzen und so ein deutliches Signal für notwendige Maßnahmen zum Erhalt der Artenvielfalt an die Landesregierung zu senden.“
„Inzwischen sind 45 Prozent der Arten in Nordrhein-Westfalen bedroht. Der dramatische Rückgang vieler Insekten-, Vogel- und Pflanzenarten duldet keinen Aufschub mehr“, so Naderer.
Konkret fordern die Verbände:
- Stopp des Flächenfraßes,
- naturnahe und wilde Wälder zulassen,
- die Ausweitung des Biotopverbundes und
- die Ausweisung eines Nationalparks Senne,
- den ökologischen Landbau ausweiten,
- ein Verbot chemisch-synthetischer Pestizide in Naturschutzgebieten durchsetzen, sowie
- Gewässer und Auen wirksam zu schützen und
- den Artenschutz in der Stadt zu fördern.
„In allen diesen Politikfeldern sehen wir Stillstand oder Rückschritte“, kritisierte der BUND-Landesvorsitzende Holger Sticht. „Wir können nicht erkennen, dass die Landesregierung gewillt ist, dem dramatischen Verlust an biologischer Vielfalt konsequent zu begegnen.“ Vereinzelte Förderprogramme ersetzten keine Strategie, und ansonsten werde dem Credo, die Wirtschaft zu ‚entfesseln‘, alles untergeordnet. „Damit zerstört die Landesregierung die natürlichen Lebensgrundlagen unserer Kinder und Enkel.“
Der Natur- und Artenschutz müsse aber nicht nur auf dem Land, sondern auch in der Stadt gestärkt werden. Die Landesregierung sei gefordert, dafür den ordnungsrechtlichen Rahmen zu setzen. Die Verbände fordern so zum Beispiel klare landesrechtliche Vorgaben etwa zur Eindämmung der Lichtverschmutzung und ein Verbot so genannter Schottergärten. Umgesetzt werden müssten die Maßnahmen dann allerdings in den Städten und Gemeinden.
„Mit der Volksinitiative Artenvielfalt wollen wir uns bewusst im Kommunalwahlkampf bemerkbar machen“, sagte der LNU-Landesvorsitzende Mark vom Hofe. „Auch vor Ort muss sich die Politik daran messen lassen, was sie für lebenswerte Städte und Gemeinden tut. Hier geht der Artenschutz Hand in Hand mit dem Klimaschutz. Denn mit mehr Natur in der Stadt können wir auch wirksam dem Klimawandel begegnen.“
Mehr Informationen: www.artenvielfalt-nrw.de. Dort finden Sie alle Forderungen, die Unterschriftenbögen und weiteres Kampagnenmaterial.
Volksinitiative Artenvielfalt NRW
FAQs zur VI, zum NABU NRW und zum Thema Landwirtschaft