Foto: NABU, Jan Piecha
Update!
PRESSEMITTEILUNG NABU NRW | Nr. 62 | Düsseldorf, 10. Oktober 2024
Mehr als 143.000 Menschen haben bei der öffentlichen Wahl mitgemacht
Berlin/Düsseldorf – Deutschland hat gewählt: Der Hausrotschwanz ist Vogel des Jahres 2025 und löst damit den Kiebitz ab. Bei der fünften öffentlichen Wahl vom NABU und seinem bayerischen Partner, dem Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV), haben insgesamt 143.390 Stimmen Menschen mitgemacht – so viele wie bisher noch nie. 43.235 (30,2 Prozent) der Stimmen entfielen dabei auf den Hausrotschwanz, 40.455 (28,2 Prozent) auf die Waldohreule, 22.656 (15,8 Prozent) auf den Schwarzspecht, 20.839 (14,5 Prozent) auf den Schwarzstorch und 16.205 (11,3 Prozent) auf den Kranich.
„Weit über 143.000 Menschen aus ganz Deutschland haben mitgemacht und ihren Favoriten unter den fünf Kandidaten gewählt.Über die hohe Beteiligung freuen wir uns sehr. Sie zeigt uns: Vögel und die Natur bewegen die Menschen“, sagt NABU-Vogelschutzexperte Martin Rümmler.
Der Hausrotschwanz (Phoenicurus ochruros) ist ein graziler Singvogel, der häufig in menschlichen Siedlungen unterwegs ist, weil er hier gute Bedingungen zum Brüten findet. Er ist ein echter Early Bird – schon 70 Minuten vor Sonnenaufgang ist er aktiv und lässt seinen melodischen Gesang lautstark erklingen. Damit ist er die erste Stimme im morgendlichen Vogelkonzert. Hausrotschwänze wirken nervös und agil, sie sitzen selten still, sondern flitzen umher, knicksen mit den Beinen und zittern mit dem Schwanz. Den Winter verbringt der Hausrotschwanz meist in Nordafrika oder dem Nahen Osten. Einige Vögel bleiben auch den Winter über bei uns. Als Insektenfresser ist er vom Insektenrückgang durch die intensive Landwirtschaft und naturferne Gärten stark betroffen. Außerdem gehört er zu den Gebäudebrütern, die es durch Sanierungen immer schwerer haben, Nistmöglichkeiten zu finden. Sein Wahlslogan war darum: „Mut zur Lücke!“
In Nordrhein-Westfalen leben laut Biodiversitätsmonitoring des Landes Nordrhein-Westfalen 2020 rund 130.000 bis 150.000 Brutpaare. Damit zählt der Hausrotschwanz zu den bisher ungefährdeten Arten. Christian Chwallek, Sprecher des Landesfachausschusses Ornithologie im NABU NRW: „Hausrotschwänze kommen überall in NRW vor, sind aber entsprechend ihrer Präferenz für Siedlungsräume am häufigsten in Ballungsräumen wie dem Ruhrgebiet oder entlang der Rheinschiene zwischen Duisburg und Bonn, im Raum Aachen sowie in Ostwestfalen im Großraum Bielefeld zu finden.“ Da wo Nistmöglichkeiten an Gebäuden durch Sanierung wegfallen, kann man den Frühaufsteher unter den Vögeln durch Anbringen von Nistkästen sinnvoll unterstützen. Naturnahe Gärten im Umfeld helfen beim Auffinden seiner bevorzugten Nahrung – Insekten aller Art.
Der „Vogel des Jahres“ wurde in Deutschland erstmals im Jahr 1971 gekürt. Seit 2021 wird er durch eine öffentliche Wahl bestimmt.
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Hausrotschwanz, Kranich, Schwarzspecht, Schwarzstorch und Waldohreule: Fünf tolle Vögel stellen sich bis zum 10. Oktober zur Wahl – und bringen jeweils eigene Forderungen mit. Vielfalt, freie Flüsse, Klimaschutz, mehr Natur und auch mal eine (Bau-)Lücke wagen, all das fordern unsere Kandidaten. Damit geht es bei unserer Wahl um echten Natur- und Klimaschutz, der in der Politik viel zu oft hintenangestellt wird. Machen Sie jetzt mit und setzen Sie ein Zeichen für den Vogel, der Ihnen am Herzen liegt …
Wahlforderung des Schwarzstorch: Freiheit für Flüsse!
Tief im Wald versteckt bin ich zuhause. In meinem schwarzen Gewand fühle ich mich wohl im Schatten dichter Kronendächer. Hier baue ich still und leise meine Kinderstube. Ich bin ein Leisetreter, doch für meinen Lebensraum werde ich laut. Mein Magen knurrt. Früher boten Bäche und Flüsse ein reich gedecktes Buffet.
Durch dichtes Uferdickicht schritt ich sicher und lauschte dem Bachgeflüster. Auch in Waldtümpeln und Sümpfen angelte ich Fische, stocherte nach Wasserinsekten und schnappte mir einen Frosch. Heute fließt kaum ein Bach oder Fluss mehr frei. Die Ufer sind kahl und verbaut, das Wasser trüb und leblos.
Stimme für mich, wenn du für natürliche Gewässer bist!
Wahlforderung der Waldohreule: Ohren auf, Natur an!
Hu, huu – ich bin eine Grenzgängerin zwischen Wald und offener Landschaft. Tagsüber schlafe ich in Bäumen, nachts jage ich in Feld und Flur. Ich mag fließende Übergänge, statt harte Kontraste, denn Zwischenräume schaffen Vielfalt. Mein Problem: Maisacker und Rapsfeld auf der einen, junger Einheitsforst auf der anderen Seite.
Nach meinen Jagdflügen über leergeräumte und gespritzte Felder und Wiesen plagt mich der Hunger. Weit und breit keine Maus in Sicht. Am Feldrand finde ich noch nicht einmal einen einzelnen Schlafbaum oder Strauch. Daher kämpfe ich für Feldgehölze und pestizidfreies Grünland.
Stimme für mich, wenn du für eine naturverträgliche Landwirtschaft bist!
Wahlforderung des Hausrotschwanz: Mut zur Lücke!
Tagchen, ich bin dein heimlicher Untermieter. Man sieht meinen feuerroten Schwanz, wenn ich in Häuserschluchten die Kurve kratze. Warum ich nonstop am Beinknicksen bin? Nun, das ist nur ein charmant-nervöser Tick. Gern suche ich deine Nähe. Ein Mauerwinkel, ein Hohlraum oder Dachvorsprung – mehr brauche ich nicht.
Energiesparende Wärmedämmungen, Sanierungen und Neubauten finde ich super – doch bitte mauere mein Nest nicht ein. Lasst mir, den Spatzen und Co. einen kleinen Wohnraum. Mut zur Lücke! Auch das Stadtgrün weicht Asphalt oder wird totgepflegt. In den Gärten gibt’s nur kurzgeschorenen Rasen statt Blumenwiese als Insektenbuffet.
Stimme für mich, wenn du für gefiederte Nachbarn und mehr Stadtnatur bist!
Wahlforderung des Schwarzspechts: Trommeln für Vielfalt!
Trommelwirbel – hier kommt ein begnadeter Architekt des Waldes, ein absoluter Crack im Zimmern von Baumhöhlen. Mit 17 hämmernden Beats pro Sekunde schlage ich meinen Schnabel in dicke Baumstämme – ganz ohne Kopfschmerzen. Ich bin ein genialer Dickschädel mit Meißelwerkzeug, der es häuslich mag und an seine Nachmieter denkt.
Für mehr als 50 Arten schaffe ich Wohnraum und sorge so für Vielfalt im Wald. Doch fehlen mir Grundstücke und Baustoffe, denn Wildnis hat wenig Platz und Bäume dürfen nicht alt werden. Stattdessen: monotone Baumplantagen, Kahlschlag, ausgeräumte und geschädigte Forste. Gib wilden Wäldern eine Stimme.
Stimme für mich, wenn du für mehr ungestörte Natur und Naturwald bist!
Wahlforderung des Kranich: Flieg in den Süden!
„Gru, gru – mit Trompetenklang kehre ich zu dir in den Norden zurück. Nach meinem Wintertrip freue ich mich auf feuchtfröhliche Tanzpartys, dröhnende Balzduette und pitschepatschenasse Füße. An Seen, Mooren, Sümpfen und Flussauen raste ich. Hier ist mein Bodennest sicher.
Doch was ich auf meinem Zug sehe, macht mir Sorgen: Unsere blauen Lebensadern versiegen. Warum trockengelegte Moore, versiegelte Flächen und Flüsse? Sie speichern Wasser und schützen vor Hochwasser. Schon jetzt hinterlässt die Klimakrise staubtrockenen Boden. Und sie zwingt mich zu einem früheren Zug. Grabe mir nicht das Wasser ab! Wähle mich, wenn du für einen sorgsamen Umgang mit Wasser und für natürlichen Klimaschutz bist!“
Stimme für mich, wenn du Zugvögel willkommen heißt!
Bildautoren:
Hausrotschwanz: Dennis Lorenz/BIA; Kranich: Mario Suarez Porras/BIA; Schwarzspecht: Christoph Bosch; Waldohreule: Ondrej Prosicky/BIA; Schwarzstorch: Mathias Schäf.