Der NABU-Kreisverband Gütersloh lud am 13. Juli 2018 ein zur Exkursion in die Niehorster Heide. Der Treffpunkt war das ehemaligen Nato-Tanklager der Britischen Royal Navy.
Wolfgang Schulze von der Unteren Naturschutzbehörde Kreis Gütersloh betreut fachlich dieses Gebiet. Er berichtete, dass das Flugbenzin für die Militärjets des Flughafens in Marienfeld aus Sicherheitsgründen abseits gelagert und mittels einer Pipeline zum Flughafen transportiert wurde.
Foto: Margret Lohmann
Die technischen Einrichtungen wurden nach Aufgabe des Tanklagers auf Dauer gegen Explosionsgefahr gesichert.
Karte: Kreis Gütersloh
Nach der Bodensanierung wurde der Nacheigentümer der Bundesrepublik Deutschland ein Gütersloher Privatmann, der eine Biogasanlage unter Verwendung der ehemaligen Flugbenzintanks plante. Dieses kam aus immissionsschutzrechtlichen Gründen nicht in Betracht.
Die Untere Naturschutzbehörde des Kreises Gütersloh und der Fachbereich Umwelt der Stadt Gütersloh konnten den Eigentümer schließlich überzeugen, die mit einem militärischen Sicherheitszaun umgebende Fläche auch nicht weiter als Dammwildgehege zu nutzen. Seit etwa zehn Jahren werden Teile des Geländes nunmehr von den Feldbogenschützen genutzt.
Seit Jahrzehnten wurde das Gelände nicht gedüngt und somit ist der Standort sehr nährstoffarm.
Durch Sandentnahmen und Überdeckung der Tanks entstanden verschiedene Sonderstandorte aufgrund der besonnten kleinen Hänge oder Feuchtmulden sowie den Waldrand- und Baumgruppeneffekten. Das stellte einen besonderen Standort für Sandmagerrasen und Heideflächen dar.
Foto: Margret Lohmann
Beides gab es bereits auf der Fläche und war durch die extensive Pflege der Briten erhalten geblieben. Da es sich um eine Kulturlandschaft handelt, ist die fachliche Pflege sehr wichtig. Ohne Mahd oder Beweidung verholzt die Heide und die Gehölze nehmen Überhand, dass heißt, nach zehn Jahren wäre ein Kiefern-Birkenwald entstanden.
Gütersloh war in früherer Zeit, im 18. und 19. Jahrhundert, durch die Heidewirtschaft geprägt und trug daher auch die Bezeichnung „Kleine Heidestadt“. Somit hat die Fläche auch einen kulturhistorischen Wert und ist einzigartig in der Stadt Gütersloh.
Der Artenreichtum der Fläche ist aufgrund des Magerbodens einzigartig. Hier findet man die seltene Heidenelke und auch das blaue Bergsandglöckchen. Der Frühlings Spark, der Kleine Vogelfuß und auch das Gewöhnliche Ferkelkraut sind heutzutage den Menschen kaum noch bekannt. Mehr als 90 Pflanzenarten, einschließlich der Bäume und Sträucher kommen laut einer Kartierung im Jahre 2000 vor. 22 Arten davon stehen auf der Roten Liste. Ebenfalls wurden auf der Fläche 55 Moosarten und 115 Flechten nachgewiesen.
Ferner konnten 25 Vogelarten registriert werden, davon fünf Rote Liste Arten. Zu einer der seltenen Arten zählt die Heidelerche.
Die Zauneidechse ist in diesem Lebensraum ebenfalls zu finden. Auf dem Gelände gibt es zudem die Feldgrillen, mit zu Hunderten rufender Männchen. Diese gaben der Exkursion auch ihren Namen!
Auf dem Weg konnten wir eine fleißige Grabewespe dabei beobachten, wie sie sich eine Bruthöhle aushob.
Foto: Margret Lohmann
Zahlreiche Schmetterlingsarten sind ebenfalls in dem Gebiet vorhanden.
Die Offenbereiche der Fläche sind inzwischen als §30 Biotop nach dem Bundesnaturschutzgesetz ausgewiesen (Zwergstrauch, Ginster- Wacholderheiden, Trockenrasen).
Aufgrund der guten Entwicklung des Geländes des ehemaligen Nato-Tanklagers (mit einer Gesamtfläche von ca. 6 ha) wurden weitere Standorte für Kompensationsanlagen der Stadt Gütersloh, insgesamt ca. 15 ha, hergerichtet. Der Oberboden der Flächen wurde teilweise entfernt und die Flächen sich selbst überlassen bzw. mit Magerrasensamen oder Heidesamen eingesät. Ferner wurden Extensivgrünlandflächen zu diesem Zweck geschaffen.
Auf dem Rückweg konnten wir die inzwischen auch hierzulande häufiger zu findende Wespenspinne beobachten. Sie bevorzugt einen Trockenrasen- oder auch Feuchtwiesenstandort mit hoher Grillenpopulation. Aber auch andere Insekten wie Wespen, Bienen oder Schmetterlinge sind ihre Beute.
Foto: Margret Lohmann
Zum Schluss trafen sich alle auf dem Gelände des Bogenschützenvereins. Toren Mikat hatte uns freundlicherweise einen Grill, Bänke und Tische überlassen. So konnte dem Thema „Grillen mit Grillen“ absolut gerecht werden!
Foto: Margret Lohmann