Text und Fotos: Margret Lohmann
Mit 17 teilnehmenden Personen startete die Exkursion am 11. September vom Hof Wulfhorst in das Naturschutzgebiet. NABU-Vorstandsmitglied Gerhard Wulfhorst bewirtschaftet dieses Gebiet extensiv, nach Naturschutz-Vorschriften.
Als Biolandwirt bewirtschaftet Wulfhorst den Hof nach den Richtlinien der EU-Norm. Er hält seltene Rassen wie das Rote Höhenvieh, die Dunkle Biene sowie seltene Hühnerrassen wie den Westfälischen Krüper und den Bergisch Kräher, die alle auf der Roten Liste stehen. Die Flächen dürfen nicht mit organischem bzw. chemischem Dünger gedüngt werden. Einzige Ausnahme ist verdünnter Dung, den die Tiere hinterlassen sowie zum Beispiel gebrühtes Kaffeemehl, das als wertvoller Dünger nach dem Kaffeegenuss übrigbleibt. Pestizide, Fungizide und Herbizide dürfen auf diesen Flächen nicht zum Einsatz kommen.
Zur Begehung des Gebietes hatte Wulfhorst eine Genehmigung von der Gemeinde Steinhagen, dem Kreis Gütersloh und der Bezirksregierung Detmold eingeholt, ansonsten ist das Betreten dieses und aller Naturschutzgebiete untersagt.
Das Gebiet, das seit 1989 als Naturschutzgebiet ausgewiesen ist, umfasst zwei voneinander getrennte Flächen von insgesamt 124 Hektar. Es ist weitgehend offen und weist wenig gegliederte Strukturen auf. Somit ist es der geeignete Lebensraum für den Großen Brachvogel. Auch Kiebitz, Wachtel, Rebhuhn und Feldlerche brüten hier regelmäßig.
Wulfhorst berichtet, dass er im Frühsommer beim Grasmähen auf der Wiese ‚Andere Straßenseite‘ 18 Störche zählen konnte, später auf der ‚Aschentrupfläche‘, so nennt es der Biolandwirt, sogar 33 Störche.
Wir besichtigten eine Ackerblühfläche, die auf fünf Jahre verschiedene Brachflächen erhalten soll. Im Oktober 2020 wurde mit dem Kreis Gütersloh und der BEZ-Regierung Detmold die Wieseneinsaat durchgesprochen und im Frühjahr 2021 durchgeführt.
Die Gruppe kam zum Reckbach, der vor wenigen Jahren aufgrund privater Initiative in eigenen Flächen von Ralf Upmann und Burkhard Reckmann, in Absprache mit den Ämtern, renaturiert wurde. Der Wasserumlaufbau wurde vor einigen Wochen von der Biologischen Station Gütersloh/Bielefeld e.V. für gut befunden. Der Reckbach wurde nicht auf seiner gesamten Fläche renaturiert, weil die anliegenden Bauern sich weigerten, dafür Land abzugeben. Der Feldweg führte von der Ackerstraße zum Mönchsweg. Hier waren Schilder aufgehängt, die vor dem Eichenprozessionsspinner warnten. Es wurde jedoch niemand behelligt. Am Mönchsweg ist die Baumschule Upmann zu finden, die als erste Biobaumschule von NRW im Jahre 1989 von Bärbel Höhn ausgezeichnet wurde. Upmann ist bekannt dafür, seltene Obstbaumsorten anbieten zu können.
Entlang der Ströher Straße sind im Baumabstand von circa acht bis neun Metern Apfelbäume angepflanzt worden. Darauf angesprochen, berichtete Gerhard Wulfhorst, dass diese im Jahr 1941 gepflanzt wurden zur Versorgung mit frischem Obst für die Bürger und marschierende Truppen der Wehrmacht. Auch heute noch dürfen sich die Bürger an dem Obst bedienen.
Wir überqueren die Ströher Straße und kommen zum zweiten Gebiet, das Wulfhorst extensiv bewirtschaftet. Hier existieren Verträge mit den Behörden der Kreise Gütersloh und Bielefeld. Am 30. Januar dieses Jahres wurden Bäume gefällt, in der Reihe der Erlen sowie im Erlenbruch, um Nistmöglichkeiten für Strauch- und Heckenbrüter wie die Goldammer zu schaffen. Hier steht Bäume fällen also für Naturschutz. Bei den Fällarbeiten wurde ein toter Marder und vereinzelt Rehknochen gefunden.
Über dem Reckbach ist eine genehmigte Lebendfalle für Füchse, Waschbären und Nutria von Jägern angebracht worden. Diese Falle wird engmaschig kontrolliert und löst einen Alarm aus, wenn sich ein Tier darin befindet. Frank Meise, der auch Jäger ist, begleitete die Gruppe ebenfalls und berichtete von den Separatoren, die den Bodenbrütern das Leben schwer machen.
Am 24. und 26. Februar 2021 wurden Erlen, Spätblühende Traubenkirschen (hier handelt es sich um einen Neophyt) und Holunder geschnitten und das Astwerk abgefahren. Dieses dient dem Brachvogelschutz, den optische Veränderungen zum Beispiel in Höhe und Bewuchs der Sträucher eher vertreiben. Das ist eine Auflage der Biologischen Station und steht so im Pachtvertrag. Ab Februar/März 2021 waren die Blänken in diesem Gebiet endlich wieder mit Wasser gefüllt wegen der entsprechenden Niederschläge, was in den trockenen Jahren 2019 und 2020 leider nicht der Fall war. Der Bachlauf fällt im Verlauf eines Jahres immer mal wieder trocken.
Im März 2020 wurden 27 Rehe und im März 2021 26 Rehe beim Schleppen und Walzen gesichtet. Diese Arbeiten müssen bei passender Witterung und bis zum 15. März eines Jahres erfolgen.
Am Bachufer des Reckbachs und an den Blänken soll im Frühjahr das Jakobskreuzkraut, eine nicht heimische Pflanze, entfernt werden. Das ist nur manuell möglich. Es verbreitet sich stark, ist giftig und wird im getrockneten Zustand, zum Beispiel im Heu, für Kühe zur Gefahr, da sie so nicht erkannt wird und zu Leberschäden führt. Selbst Anfassen mit bloßen Händen sollte man unterlassen. Allerdings ernährt sich auch die Raupe des Schmetterlings Blutbär, auch Jakobskrautbär genannt, von diesem Kraut und trägt so auch zu dessen Vernichtung bei. Die giftigen Inhaltsstoffe des Jakobskreuzkrautes schützen die schwarz-orange gestreiften Raupen vor Fressfeinden. In Oberbayern ist sogar ein Projekt gestartet, bei dem gezielt diese Raupen zur Vernichtung des Jakobskreuzkrauts eingesetzt werden. Das Projekt wird unterstützt vom Amt für ländliche Entwicklung.
Am Reckbach wird seit dem letzten Winter nur noch einseitig gemäht. Früher wurde tief ausgekoffert, aber der Sandfang war viel zu tief. Auf Wunsch von Herrn Droyn von der Gemeinde Steinhagen, erfolgt ab Winter 2021 keine Ufermaht mehr.
Im Februar sah und hörte Gerhard Wulfhorst auf der Ackerfläche eines Nachbarn Kiebitze. Beim Heuen seiner Pachtfläche im Frühsommer nahm Wulfhorst Rebhuhnhennen mit sieben Küken wahr und musste dann mit Trecker und Schwader warten.
Auf den Wiesen von „Deterings Feuchtwiesen wurden 21 Möwen gesichtet, was man dem Klimawandel, Erderwärmung = ansteigender Meeresspiegel, zuschreibt.
Am 20. Juli konnten beim Graswenden zwei Milane beobachtet werden.
Mit Herzblut ist Wulfhorst bei seinem arbeitsreichen Werken für den Naturschutz aktiv und freut sich über seine Beobachtungen, die ihn in seinem Tun bestärken. Auf dem Ströhn – so nennen die Steinhagener das Gebiet, haben sich bereits mehrere Biohöfe angesiedelt.
Abschließend konnten sich alle Teilnehmer:innen mit Kaffee/Tee stärken und leckere Muffins essen, die Elke Wulfhorst draußen anbot.