Am Sonntag, den 06.05.2018, hat der NABU Kreisverband Gütersloh zur Exkursion „Orchideenblüte“ auf den Hof Brechmann in Stukenbrock geladen. Der Einladung folgten ca. 30 Gäste.
Herr Brechmann informierte uns nach einer kurzen Begrüßung über den Hof, der sich seit 7 Generationen in Familiensitz befindet. Vor 7 Jahren wurde der Hof in eine gemeinnützige Stiftung der Naturschutz- und Landschaftspflege umgewandelt. Zum Hof gehören 57 ha bewirtschaftete Ackerflächen und 35 ha Wald.
Durch den Artenschutz auf den Ackerflächen gibt es nicht nur die verschiedensten seltenen Pflanzen sondern auch eine große Insektenvielfalt.
Foto: Sigrid Schwarze
Der Sturm Friederike hat in diesem Frühjahr ca. 45 Festmeter Holz (überwiegend Fichte) umgeworfen. Da das Aufräumen zu aufwändig ist in Anbetracht des extrem niedrigen Holzpreises, bleiben die umgefallenen Bäume liegen. Da die Wurzeln größtenteils noch mit dem Erdreich verbunden sind, hat der Baum noch Kraft genug, sich vor dem Befall des Borkenkäfers zu schützen.
An einem bereits abgesägten Baum (er lag auf dem Weg) konnten wir anhand des feinen, aufgeworfenen Holzmehls den Befall durch den Borkenkäfer sehen. Der Borkenkäfer bohrt sich durch die Rinde des Baumes und legt seine Eier zwischen Rinde und Holzkern. Die Maden fressen diese für den Baum lebenswichtige Schicht. Da der Baum bereits gefällt wurde, kann er sich nicht mehr gegen den Befall wehren und wird auf Dauer vollständig vom Käfer zerfressen. Aus der Made entpuppt sich die nächste Generation Borkenkäfer, die wiederum die anderen Bäume befallen. Um diesen Kreislauf zu unterbrechen, müsste der Baum geschält werden, dadurch würde den Käfern und Maden die Lebensgrundlage entzogen und sie würden absterben. Lt. Herrn Brechmann wird es in ca. 30 Jahren keine Fichten mehr in diesem Wald geben, sondern einen Laub-Mischwald.
Weiter ging es zu einem naturschutzkonformen Roggenfeld. Zwischen dem Roggen blühte der Sandmohn mit dem schwarzen Auge.
Foto: Dr. Peter Nabitz
Auch die Wildform der Ackerfeuerlilie ist auf diesem Feld vertreten, sie blüht jedoch erst im Sommer.
Des Weiteren konnten wir die emsigen Sandbienen beobachten, die den lockeren Sandboden benötigen, um ihre Höhlen zu bauen.
Zum Schutz der Insekten dürfen die Äcker im Winter nicht bearbeitet werden.
Dann gingen wir zu einer Grünlandfläche. Wie auf dem Bild zu erkennen ist, gibt es hier 2 Abschnitte. Die Fläche im Vordergrund wurde vor 3 Jahren dazugekauft und nicht mehr bewirtschaftet, die Fläche im Hintergrund wird bereits seit 25 Jahren extensiv bewirtschaftet, d.h. nur 1 x im Jahr gemäht. Dadurch haben sich wieder seltene Ackerwildkräuter und Insekten ansiedeln können.
Im Anschluss erreichten wir die Orchideenwiese. Hierbei handelt es sich um eine Wiese mit einem kleinen Hang, dessen Oberfläche eine dünne Lehmschicht aufweist. Durch die Lehmschicht bleibt die
Fotos: Sigrid SchwarzeFeuchtigkeit im Boden und es entsteht eine Feuchtwiese. Über einen kleinen Trampelpfad hatten wir die Möglichkeit die Orchideen aus nächster Nähe anzuschauen. Wir sahen das Breitblättrige Knabenkraut, es ist nur auf ungedüngten Feuchtwiesen anzufinden. Es handelt sich hierbei um eine Orchideenart, die leider überall in Deutschland immer seltener wird.
Mittlerweile steht sie als gefährdet auf der „Roten Liste“. Sie hat 3 – 8 dunkelt gefleckte Laubblätter und einen dichten Blütenstand, der 7 – 40 meist purpurrote Blüten enthält, allerdings sahen wir auch eine seltener weiß blühende Pflanze. Aufgrund der relativ hohen Ansprüche an den Lebensraum ist das Breitblättrige Knabenkraut ein guter Bioindikator für nicht oder wenig gestörtes Feuchtgrünland. Auch der Ehrenpreis, die Teufelskralle, der Medizinische Baldrian, die Schachbrettblume und verschiedene andere Blumen waren zu sehen.
Auch diese Wiese wird nur 1 x im Jahr gemäht, jedoch erst im Oktober. Das ist sehr wichtig, da durch zu frühes Mähen die Sommerblumen fehlen und die Insekten nicht genug Nahrung finden und verhungern.
Foto: Dr. Peter Nabitz
Nach ca. 2 Stunden kamen wir wieder auf dem Hof an. Wir haben viel gesehen und erfahren, dass in der Natur weniger – mehr ist.