Ungewöhnliche Gäste verschiedenster Wasservögel locken zahlreiche Besucher zum Steinhorster Becken. Am 14. April bot auch der NABU Kreisverband Gütersloh eine Exkursion an, um von Rundwanderweg Flora und Fauna zu bestaunen. Fast 30 Naturfreunde waren dabei, um an der Führung mit Dr. Lackmann von der Biologischen Station Kreis Paderborn teilzunehmen.
Dr. Lackmann erläuterte zunächst die Entstehungsgeschichte des Beckens, das ursprünglich als Hochwasserrückhaltebecken geplant war und diese Funktion auch heute noch als wichtigste Funktion erfüllen muss. Nach dem verheerenden Hochwasser der Alme und Lippe 1965 hat man im Kreis Paderborn umfangreich Wasserrückhaltemöglichkeiten geschaffen, um die besiedelten Gebiete vor Überschwemmungen zu schützen. An der Ems im Bereich der Kreisgrenze wurden dazu Dämme/Deiche angelegt, die Hochwässer auf den innerhalb dieses Deiches liegenden Ackerflächen aufstauen sollten.
Anfang der 1970-er Jahre wurde im Frühjahr dann ein Probestau gemacht, um die Funktion der technischen Bauwerke zu prüfen. Auf den flach überstauten Ackerflächen fanden sich in kürzester Zeit eine Vielzahl von Vögeln ein. Man erkannte, dass Flachwasserbereiche in der Umgebung Mangelware waren, insbesondere da bei den durchgeführten Flurbereinigungen Feuchtwiesen und ähnliches verloren gegangen waren. Außerdem rechnete man mit häufigen Einstausituationen und dadurch teuren Entschädigungen der Ackerbesitzer im Einstaubereich. Deshalb fing man an, die Flächen im Beckenbereich zu kaufen. Im Besitz der überwiegenden Flächen plante man nach britischem Vorbild eine Vielzahl an Biotopen und staute die Ems unabhängig vom Rückhaltestauwehr ein.
Überwiegend liegt die Wassertiefe bei maximal einem halben Meter, einzelne Bereiche können bis zu zwei Meter tief sein. In diesen flachen Wasserbereichen fanden sich sehr schnell eine Vielzahl von Vögeln ein, die auf diese Art Lebensraum spezialisiert sind. Welche das sind, ist auf den Schautafeln auf den Aussichtsplattformen des Beckens zu sehen.
Eine Besonderheit des Steinhorster Beckens ist, dass der Einstaubereich nicht begehbar ist, die Interessierten aber auf der Deichkrone um das Gelände herum laufen und dabei Naturbeobachtungen machen können. Die Vögel haben sich schnell an diese Situation gewöhnt, so dass die Fluchtdistanz bei ca. 20-30 Metern liegt. So berichtete Dr. Lackmann, dass die Vögel im Laufe der Jahre gelernt hätten, dass ihnen auf den Brutinseln nichts passiert. Somit können die Besucher die Vögel direkt aus nächster Nähe beobachten, ohne dass sie Vögel davonfliegen und gestört werden. Das ist ja jetzt gerade in der Brutzeit sehr wichtig.
Das Steinhorster Becken entwickelt sich im Laufe der Zeit stetig weiter, so dass einige Planungen aus den 1970-er Jahren heute bereits veraltet sind (z.B. Staubauwerk Ems) bzw. sich als falsch erwiesen haben (Kiesinseln in einem Sandfluss) und dadurch Probleme geschaffen wurden. Die für den Flussregenpfeiffer angelegten Kiesinseln sind im verbuschten Zustand eher Brutplätze der verschiedenen Gänsearten, die dann auf den angrenzenden landwirtschaftlichen Flächen für Verbissschäden sorgen. Die Biologische Station arbeitet mit anderen Interessensgruppen zusammen, um hier Lösungen zu finden.
Während der Wanderung konnten bereits einige brütende Grau- und Nonnengänse beobachtet werden.
Nach etwa zwei Stunden erreichte die Gruppe die zweite Aussichtsplattform an der nordöstlichen Kante des Naturschutzgebietes. Hier konnte ein Weißstorchpaar auf einem Horst beobachtet werden.
Weitere spannende Exkursionen und Ausflüge sind im Veranstaltungskalender des NABU Kreisverbandes Gütersloh zu finden.