Zu einer Exkursion am Hengeberg in Werther lud der NABU Gütersloh im Mai gemeinsam mit Naturkundler Jürgen Wächter. Unter dem Titel „Geologische Geschichte des Hengebergs bei Werther und die Bedeutung als Lebensraum für Insekten“ erkundeten die Tour-Teilnehmer am 13. Mai Moose und Insekten.
Um dem Reich von Moosen, Wildbienen, Libellen, Heuschrecken und Co. einen Besuch abzustatten ist oftmals gar kein weiter Weg von Nöten. Der NABU Kreisverband Gütersloh führte natur- und insektenbegeisterte Besucher auf einer Mai-Exkursion nach Werther, auf die höchste Erhebung im Kreis Gütersloh: zum Hengeberg. Nach einem Naturschauspiel aus dem Himmel in Form eines wolkenbruchartigen Schauers mit kurzem, aber heftigem Gewitter, begrüßte Margret Lohmann, Vorstandsmitglied des NABU Kreisverbandes Gütersloh, die Exkursions-Teilnehmer und übergab das Wort an den Naturkundler und Exkursionsleiter Jürgen Wächter.
Nach wenigen 100 Metern bot sich der Gruppe bereits Gelegenheit für einen ersten Halt: An den so genannten „Werther Schanzen“, die 1673 im Krieg Frankreich (Sonnenkönig Ludwig der XIV) gegen den Deutschen Kaiser, wobei Münster mit dem „Kanonenbischof“ Bernhard von Galen auf Seiten der Franzosen kämpfte, 17.03.1673 Eroberung der Ravensburg) angelegt wurden. Noch heute konnte man Wälle erkennen, die zum Schutz der Werther Bevölkerung angelegt wurden. Damals waren die Hügel nicht bewaldet, so dass man von allen Seiten Blick auf einen etwaigen Feind hatte. Später wurden die Schanzen genutzt von der Landwehr, den Schützen der Bauern.
So sagte Wolf Ernst Alemann um 1700 einst: „Wie die Münsterschen Halle ausplünderten, sind die Wertherschen aus dieser Schanze gegangen und haben die Plünderer mit Schießen aus Halle geschrecket und gejaget“.
Die Landschaft wurde danach gerecht zwischen den Bauern aufgeteilt – vom Fuß des Berges bis oben hinauf in Parzellen. Aus diesem Grunde waren es unterschiedliche Bepflanzungen, je nach individueller Nutzung wie Vieheintrieb, Bauholzgewinnung, Humusentnahme, Köhlerei oder Feuerholznutzung. Dadurch wurde der Wald großflächig nach und nach völlig vernichtet, kahle Hänge mit Trockenrasen und Heiden dominierten.
Mit dem Ziel einer geordneten Forstwirtschaft führte man damals die 1. Agrar-Reform ein – hauptsächlich mit Fichtenanpflanzungen. Forstwirtschaft ab Beginn des 19. Jahrhunderts förderte die Nachhaltigkeit.
Nach dem Halt an den „Werther Schanzen“ ging es weiter in den Wald. Jürgen Wächter zeigte die Vielfalt der Moose, die wahrlich nicht alle klein sind und gleich aussehen. So gibt es Lebermoose, Laubmoose oder Hornmoose.
Etwa 1.000 Moos-Arten gibt es aktuell in Deutschland, 20.000 weltweit, sowohl an Bäumen wachsend (diese werden nicht geschädigt) als auch im Rasen. Auch Torf besteht aus Moos und wächst im Laufe eines Jahres nur um 1 mm!
Die Moose waren früher vornehmlich bekannt unter den Namen Zaubermoos, Widertonmoos oder Lebermoos. Sie wurden damals benutzt je nach Art als Heilpflanze, Babywindeln, Bürsten, Schwämme, zum Ausstopfen von Ritzen in Blockhäusern, in Betten als Schlafmoos und sogar als Toilettenpapier.
Moos hat eine ganz spezielle Funktion im Ökosystem: Es dient als Keimbett, als Lebensraum für viele Tiere, zum Nestbau der Vögel, zur Bodenbildung, zum Erosionsschutz und als Wasserspeicher.
Am Beispiel von Torfmoos führte Jürgen Wächter die Funktion von Moos als Wasserspeicher vor, in dem er eine große Menge Wasser aus dem Torfmoos herausdrückte.
Nächster Programmpunkt der Exkursion war der Osning-Sandstein, der ca. vor ca. 136 – 132 Mio. Jahren entstand. Das Meer ragte damals bis weit in das Land hinein. Das Gebiet des späteren Teutoburger Waldes lag in warmem Flachwasser nahe der Küste einer großen Insel, der Rheinischen Masse. Sie bildet heute das Sauerland, die Eifel und die Ardennen. In den flachen Küstengewässern dieser Insel wurden große Mengen Sand abgelagert, die heute zu Sandsteinen verfestigt sind – dem Osning-Sandstein. Er besteht zu 95 % aus Milchquarzen der Rheinischen Masse.
Vor etwas 66 Mio. Jahren entstand der Teutoburger Wald, aber auch z. B. die Alpen, die aus einer Auffaltung als Ergebnis einer Kollision mit der Afrikanischen Platte hervortraten.
Bis in die 50er Jahre des 20. Jahrhunderts wurde der Osning-Sandstein in diversen Steinbrüchen für sakrale und profane Bauten gewonnen, z.B. für Erker, Fundamente und Bereiche der Portale.
Jürgen Wächter zeigte den Exkursionsteilnehmern zudem den stillgelegten Steinbruch Gödeke. Hier fand er einst mit Kindern während einer Exkursion ein ganz besonderes Moos, welches leuchtete. Es handelte sich um ein Leuchtmoos: das seltene Schistostega pennata. Das gold-glänzende Aussehen des Mooses ist auf die klaren, sphärischen Zellen zurückzuführen, die auch in leisesten, lichtähnlichen Quellen mit ihren Linsen Licht sammeln und mit grünlichem Glühen reflektieren können. Somit ist das Überleben dieser Art in dunkelster Umgebung gewährleistet.
Ralf Külker, ebenfalls Vorstandsmitglied des NABU-Kreisverbandes Gütersloh, führte den Teilnehmern das Reich der Insekten nahe – mit sehr guter Ausrüstung zum vorläufigen, schonenden Einfangen wie Insektenschnapper und einer Schüssel. Die Insekten machten sich allerdings aufgrund des vorherigen Regenschauers ziemlich rar und hatten sich ein trockenes Plätzchen in ihrem Reich gesucht. Dennoch präsentierte sich der Gruppe im Laufe des Spaziergangs der ein oder andere Falter, z. B. das Landkärtchen und ein paar weitere Insekten, vor allem jedoch ein außergewöhnlicher Käfer. Es handelte sich um den Goldglänzenden Laufkäfer.
Die Exkursion endete schließlich bei Sonnenschein und blauem Himmel, an blühender Akelei vorbei kommend, um 17.00 h, sogar eine Stunde später als veranschlagt. Unser herzliches Dankeschön gilt noch einmal Jürgen Wächter und Ralf Külker für die spannende Führung.